Nachdem am Gründonnerstag des Jahres 1968 der Studentenführer Rudi Dutschke in Berlin niedergeschossen worden war, kam es danach zu gewalttätigen Demonstrationen der anfangs friedlichen Studentenbewegung. Dabei starben zwei Menschen, Hunderte wurden verletzt. Daraufhin gab es am 30. April eine Sondersitzung des Bundestages. In der siebenstündigen Debatte bekräftigten die Sprecher aller drei Fraktionen ihre Bereitschaft, mit der Jugend ein offenes Gespräch zu führen. Gleichzeitig jedoch bekundeten sie ihren festen Willen, das wirtschaftliche, soziale und politische Potenzial der Bundesrepublik nicht durch Extremisten von rechts oder links zerstören zu lassen. Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) sprach sich dafür aus, den jungen Menschen die parlamentarische Demokratie durch Transparenz schmackhaft zu machen und in einen Dialog mit ihnen einzutreten. Er wandte sich gegen jede Form von Gewalt und nannte die Gewalttäter "Rebellen ohne Programm". Der SPD-Fraktionsvorsitzende Helmut Schmidt widersprach dem "Elitebewusstsein" junger Menschen, die glaubten, alles besser zu wissen. Außerdem warb er um Verständnis für die Polizei. Bundesinnenminister Ernst Benda (CDU) kündigte Überlegungen an, die zu Rechtsänderungen führen könnten. Allerdings wandte er sich gegen ein Verbot des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). Ein Jahr später löste sich der SDS selbst auf, die Welle der Gewalt endete damit jedoch nicht. Vielmehr erreichte sie ihren Höhepunkt im RAF-Terror der 70er-Jahre.