Dass ich mit den Kindern zu Hause bleiben würde, war immer klar. Ich habe 20 Jahre lang in meinem Beruf als Kosmetikerin, Fußpflegerin und Masseurin gearbeitet, immer in guten Hotels. Dort hätte ich auch nach der Geburt meines Sohnes weiter arbeiten können. Aber für meinen Mann und mich stand fest, dass ich zu Hause bleiben würde. Ich will meine Kinder - wir erwarten bald unser zweites Kind - nicht von anderen großziehen lassen. Dafür bekomme ich sie nicht.
Meinen Beruf vermisse ich momentan überhaupt nicht, auch wenn ich ihn immer geliebt habe. Es ist einfach ein Vollzeit-Job, sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Wir haben 220 Quadratmeter Wohnfläche und einen 500 Quadratmeter großen Garten, da ist immer etwas zu tun. Ich mache etwa 90 Prozent der Aufgaben im Haushalt. Mein Mann ist Bautechniker, er macht eher die handwerklichen Dinge. Trotzdem weiß er, wie man einen Haushalt vernünftig führt - schließlich hat er ja 15 Jahre lang einen eigenen gehabt, bevor wir uns kennen gelernt haben.
Wie mein Tagesablauf normalerweise aussieht? Tja. Ich stehe auf, wecke meinen Sohn, mache ihm Frühstück. Dann kümmere ich mich um die Hausarbeit, danach spielen wir. Dann mache ich das Mittagessen, später gehen Sandro und ich einkaufen. Mein Mann kommt um 17.30 Uhr nach Hause, da machen wir eine Brotzeit. Um 19.30 Uhr geht Sandro ins Bett. Man kann sagen, dass mein Feierabend beginnt, wenn mein Sohn schläft, denn dann habe ich auch mal Zeit zum Lesen.
Mein Mann macht viel Sport, er fährt viel Rad oder Ski. Aber grundsätzlich macht er es so, dass es vom Zeitaufwand her familienfreundlich ist. Und wenn ich mich mit Freundinnen treffen möchte, dann kann ich das auch jederzeit machen. Natürlich ist Sandro durch unsere Rollenverteilung sehr auf mich fixiert. Aber wenn mein Mann abends nach Hause kommt, dann steht mein Sohn schon an der Tür und wartet auf ihn. Und wenn sein Vater da ist, bin ich völlig abgeschrieben.
Im September kommt Sandro für zwei Tage pro Woche in eine Kita. Ihm ist es zu Hause einfach zu langweilig, er braucht Kontakte zu anderen Kindern. Ich habe mir gedacht, wir probieren das einfach aus - wenn er möchte, kann er natürlich auch gern drei oder vier Tage dahin gehen. Aber er muss es nicht machen, wenn es ihm nicht gefällt. Ich will auf jeden Fall vermeiden, dass Sandro sich abgeschoben fühlt, nur weil dann ein neues Baby da ist. Ich kenne auch kaum Frauen in meinem Umfeld, die ihre Kinder in eine Kita bringen. Ich komme ursprünglich aus Vorarlberg, da ist es sowieso normal, dass man die Kinder bei sich zuhause erzieht. Meine Verwandtschaft war schon total schockiert, dass Sandro mit fast drei Jahren in die Kita gehen soll, die finden das zu früh.
Für Frauen, die ihre Kinder schon mit ein oder zwei Jahren in Tagesbetreuung geben, habe ich aber Verständnis. Man muss leben und leben lassen, das soll jeder so entscheiden, wie er will. Das Einzige, was ich wirklich guselig finde, sind diese Möchtegern-Mamas, die mit 45 ihr erstes Kind bekommen. Das geht gegen die Natur.
Ich hätte mir vorstellen können, schon früher Kinder zu bekommen, aber ich habe meinen Mann erst mit 32 kennen gelernt, mit 35 kam dann Sandro. Für uns hat das so gepasst. Ich werde nie sagen, dass ich in meinem Leben etwas verpasst habe, wir haben durch unsere Reisen viel von der Welt gesehen und ich hatte einen schönen Beruf. Und ich finde, ein Kind ist bei allem Stress eine Bereicherung fürs Leben. Das mag kitschig klingen, ich sehe das aber so.
Unser Leben mit Kind ist natürlich ganz anders als das vorher. Klar, wenn man für ein kleines Kind verantwortlich ist, bringt das gewisse Einschränkungen mit sich. Man wird immer irgendwie gebremst, ist nicht mehr so spontan wie früher. Natürlich bin ich auch manchmal genervt. Aber das ist ja auch normal. Ob ich irgendwann wieder arbeiten werde, weiß ich noch nicht. Wenn ich mich dazu entscheiden sollte, unterstützt mein Mann diese Entscheidung auf jeden Fall. Wichtig finde ich, dass es mir mit der Situation gut geht. Egal, was alle anderen sagen: Ich muss zufrieden sein mit mir und meinem Leben. Dann geht es uns allen gut.
Christiane Schiedeck ist 38 Jahre alt. Die gelernte Kosmetikerin lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn (zweieinhalb Jahre) in Sonthofen, Allgäu.
Gesprächsprotokoll aufgezeichnet von Susanne Kailitz, freie Journalistin in Dresden.