VON SANDRA KETTERER
Rechtzeitig zum neuen Ausbildungsjahr erreicht uns - nein, keine Hiobsbotschaft, sondern die Meldung, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sehe Licht am Ende des Tunnels: Mehr als 626.000 Angebote an Lehrstellen erwarten die Wirtschaftsvertreter, also mehr als im vergangenen Jahr. Das klingt nach einer hoffnungsvollen Nachricht in Zeiten, in denen vor allem von Mängeln die Rede ist. Vom Mangel an Fachkräften, an guten Schulabgängern, an dem Willen, überhaupt und immer wieder neu zu lernen.
Lernschwierigkeiten oder Lernunwillen sind vermutlich die Hauptprobleme vieler junger oder auch älterer Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Das ist ein Grund, weshalb sich Politiker und Verbände beispielsweise bemühen, die duale Berufsausbildung, das Aushängeschild des deutschen Bildungssystems, zu reformieren. In 14 Ausbildungsgängen sollen jetzt Module erprobt werden, so genannte Bausteine, die es Lehrlingen ermöglichen sollen, ihren Abschluss in Etappen und nicht zwangsweise in zwei bis drei Jahren zu erwerben. Doch auch Ältere sollen animiert werden, sich trotz ihres vorhandenen Berufs weiterzubilden - ein Anreiz soll die Bildungsprämie sein, mit der der Bund einen Teil der Seminarkosten von denjenigen übernehmen will, deren Einkommen nicht so üppig ist. Ob das Menschen zum Lernen animiert, die schon lange mit diesem Thema abgeschlossen haben, bleibt abzuwarten. Es ist ein Versuch unter vielen anderen.
Aber welches Wissen braucht ein Erwachsener eigentlich in seinem Leben und wo kann er es auf welche Weise erlernen? Auf diese Fragen kann niemand eine genaue Antwort geben. Sicher ist nur, dass die Erstausbildung nicht mehr ausreicht.
Diese Themenausgabe will den Fragen und Problemen der Erwachsenenbildung auf den Grund gehen. Sie konzentriert sich dabei auf die spannende Zeit nach dem Schulabschluss bis zum Renteneintritt. Denn die Zeit der Suche nach dem geeigneten Ausbildungsplatz ist nicht immer einfach und verdient nicht nur dann, wenn sie für jeden persönlich ansteht, große Aufmerksamkeit. Genauso wichtig ist auch die Frage, wie es nach der Erstausbildung weiter gehen kann. Hierbei müssen natürlich auch Mängel angesprochen werden. Zum Beispiel die Probleme eines Stahlunternehmens in Ostdeutschland, das händeringend Facharbeiter sucht. Von den Hürden, die Erwachsene bewältigen müssen, um den nächsten Schritt auf der Karriereleiter gehen zu können.
Bei diesen vielen negativen Diskussionen sollte allerdings eines nicht vergessen werden: Lernen ist möglich, auch für ältere Menschen. In der Jugend angesammelte Defizite sind zwar vielfach nur schwer auszugleichen. Doch wer es wirklich will, wird einen Weg finden. Und wenn es nicht der direkte ist, muss das ja kein Weltuntergang sein. Auch Umwege führen zum Ziel. Und Lebensläufe, die nicht geradlinig sind, begeistern manche Arbeitgeber bekanntlich ganz besonders.