KLIMAWANDEL
Ausschussbericht zeigt Risiken beim Transport des Gases durch Pipelines auf
Eine Pilotanlage läuft zwar schon im brandenburgischen Spremberg, aber die Skepsis an der Realisierbarkeit kohldioxidfreier Kohlekraftwerke bleibt hoch. Ein Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zum Thema Kohlendioxid-Abscheidung und -Lagerung bei Kraftwerken ( 16/9896) sieht noch einen einen erheblichen Bedarf an Forschung und Entwicklung, ehe das Verfahren reif zur großtechnischen Anwendung sei. Außerdem dürften die Energiepreise stark steigen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Kohlendioxid bei der Energieproduktion in Kraftwerken abzutrennen. Allen Verfahren gemeinsam sei, "dass sie einen erheblichen Energieaufwand erfordern, der den Kraftwerkwirkungsgrad um bis zu 15 Prozentpunkte reduziert und einen zusätzlichen Brennstoffbedarf von bis zu 40 Prozent zur Folge hat", so der Bericht. Außerdem müsse das Kohlendioxid für den Transport zum Beispiel in Pipelines in einen "überkritischen Zustand" verdichtet werden. Der Energieverbrauch hierfür entspreche einem Verlust an Kraftwerkswirkungsgrad von zwei bis vier Prozentpunkten. Die Kosten für die Abscheidung des Gases werden auf 26 bis 37 Euro pro Tonne geschätzt. "Für Kohlekraftwerke bedeutet dies annähernd eine Verdoppelung der Stromgestehungskosten; für Erdgaskombikraftwerke eine Steigerung um 50 Prozent", heißt es in dem Bericht weiter.
Das Gas kann in entleerten Öl und Gasfeldern eingelagert werden. In Deutschland dürften die Kapazitäten reichen, um die 40- bis 130-fache Menge des von Kraftwerken im Jahr erzeugten Kohlendioxids (350 Millionen Tonnen) einzulagern. "Öl- und Gasreservoire haben den Vorteil, dass ihre dauerhafte Dichte über einen Zeitraum von Jahrmillionen nachgewiesen worden ist", so der Ausschussbericht.
Bei Transport und Lagerung bestehen aber erhebliche Risiken. Das Gas sei zwar nicht toxisch, könne aber ab Konzentrationen von 10 Vol.-Prozent zum Erstickungstod führen, heißt es zum Pipeline-Transport. Da Kohlendioxid schwerer sei als Luft, könne es sich bei einem Leck in einer Pipeline in Geländesenken sammeln und eine Gefahr für Lebewesen darstellen. Von Behörden in den USA sei dieses Risiko jedoch als gering bewertet worden. In den USA gibt es bereits eine 320 Kilometer lange Pipeline.
Für die Lagerung in alten Öl- und Gasfeldern bestehe noch erheblicher Forschungsbedarf. So könne es Leckagen durch alte und nicht mehr bekannte Bohrungen geben. Auch könnten im Deckgestein Migrationspfade existieren und dem eingelagerten Kohlendioxid einen direkten Weg zurück an die Erdoberfläche eröffnen. Eine Alternative zur unterirdischen Lagerung, die Speicherung in den Weltmeeren, "ist mit erheblichen Umweltauswirkungen und Risiken verbunden", heißt es warnend in dem Bericht.