Arbeit ist eine zentrale Voraussetzung für gesellschaftliche Integration. Wer seinen Arbeitsplatz (dauerhaft) verliert, läuft Gefahr, an den Rand der Gesellschaft zu geraten oder ganz aus dieser herauszufallen. Arbeitslosigkeit bedeutet für die meisten Menschen mehr, als eine sinnvolle Tätigkeit und den Einkommenserwerb zu verlieren. Sie wird begleitet vom Zerfallen des Beziehungsnetzes jenseits der Familie sowie vom Ausbleiben sozialer Anerkennung. Hinzu kommt der Wegfall der durch Berufstätigkeit bedingten raumzeitlichen Strukturierung des Alltags. Arbeitslosigkeit kann zu psychischen Beeinträchtigungen führen, die es den Betroffenen erschweren, wieder in Arbeit zu kommen.
Ohne Arbeit gibt es keine Freiheit - so die Auffassung arbeitsloser Ostdeutscher, die 1989 16 Jahre alt waren: Teilnehmerinnen und Teilnehmer der seit 1987 laufenden Sächsischen Längsschnittstudie. Sie betrachten sich als Verlierer der deutschen Einheit. Entsprechend kritisch bewerten sie das Gesellschaftssystem der Bundesrepublik Deutschland. Nicht selten wenden sie sich von den demokratischen Parteien ab, von denen sie sich im Stich gelassen fühlen. Westdeutsche Arbeitslose reagieren ähnlich.
Arbeitsmarktpolitik sollte nicht nur auf kurzfristige ökonomische Effekte gerichtet sein, nicht primär unter dem Gesichtspunkt der Einsparung von Kosten reformiert, sondern auch als gesellschaftlich integrative Politik begriffen und dementsprechend gestaltet werden. Maßnahmen der Reintegration, die zudem in vielen Fällen gar nicht mehr zum gewünschten Erfolg führen, kommen die Gesellschaft möglicherweise teurer zu stehen als eine (präventive) Arbeitsmarktpolitik, die eine sozial integrierende Funktion ausübt.