Es war eine Runde gegenseitiger Schuldzuweisungen, die am 20. November im Auswärtigen Amt stattfand. "Der Kaukasus-Konflikt im Spiegel der Medien" lautete der Titel der Podiumsdiskussion, die im Rahmen des "European Television Dialogue" die Rolle der Journalisten im Krieg zwischen Georgien und Russland beleuchten sollte.
"Journalisten, deren Länder Krieg führen, können nicht objektiv berichten", befand Alexey Nikolov, stellvetretender Chefredakteur des russischen Fernsehsenders Russia Today TV. Er bezog seine Aussage allerdings nicht auf seinen Sender, sondern das öffentlich-rechtliche Fernsehen Georgiens. Deren Vertreterin auf dem Podium, Sophie Kvintradze, gab zu, dass es für sie schwierig gewesen sei, Journalistin und Georgierin zu sein. Allerdings kritisierte sie, dass es für ihre Landsleute nach wie vor nicht möglich sei, aus Südossetien zu berichten. So könne nur ein einseitiges Bild entstehen.
Eine gemeinsame Auseinandersetzung mit der Kriegspropaganda und der Macht der Bilder blieb während der Diskussion aus. Miodrag Soric von der Deutschen Welle forderte die Diskutanten auf, sie sollten in ihrer Funktion als Journalisten herausfinden, wer den Krieg begonnen habe und was genau passiert sei. Dazu kam es nicht. "Das, was wir hier erleben, ist patriotischer Journalismus", meinte Soric.
Stephan Stucklik, ARD-Korrespondent in Moskau, ging auf den Vorwurf ein, die westlichen Medien hätten gewollt einseitig berichtet. "Wir wollten berichten, was die georgische Armee macht. Aber die russischen Soldaten haben uns anfangs an der Einreise gehindert. Wir konnten nicht darüber berichten, was passiert, weil wir es nicht recherchieren und damit nicht wissen konnten." Die russische Seite habe, anders als die georgische, nicht mit den Journalisten zusammengearbeitet.