Vom 13. bis 16. Oktober 2009 hat der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, zusammen mit der österreichischen Parlamentarischen Bundesheerkommission den 2. Soldatenworkshop für junge Wehrpflichtige aus Deutschland und Österreich veranstaltet. Die mehrtägige Begegnung setzte eine im letzten Jahr von den beiden Kontrollinstitutionen in Salzburg unter dem Titel "Salzburger Forum" ins Leben gerufene Tagung fort, in der jungen Wehrpflichtigen die Gelegenheit für einen gemeinsamen Informations- und Gedankenaustausch gegeben werden soll.
In der Julius-Leber-Kaserne in Berlin trafen sich je 20 Wehrpflichtige aus beiden Staaten und diskutierten zusammen mit dem Wehrbeauftragten sowie den Mitgliedern der österreichischen Bundesheerkommission über aktuelle Fragen der Wehrpflicht.
In den lebhaften Diskussionen wurde schnell deutlich, dass die Allgemeine Wehrpflicht in Deutschland und in Österreich eine große Zustimmung unter den jungen Rekruten erfährt und gesellschafts- bzw. verteidigungspolitisch nach wie vor für sinnvoll gehalten wird. Die Wehrpflichtigen plädierten - ohne die Probleme bei der Wehr- und Dienstgerechtigkeit auszublenden - übereinstimmend für deren Beibehaltung. Deutlich wurde bei der Veranstaltung aber auch, dass die Wehrpflicht und insbesondere ihre Ausgestaltung keine starre Angelegenheit ist. Zukünftig sind nach Auffassung der Wehrpflichtigen Ansätze und Überlegungen nötig, um die Wehrpflicht an die veränderte gesellschaftliche und sicherheitspolitische Realität anzupassen. Die Rekruten erarbeiteten dazu konstruktive Vorschläge. Das Spektrum der Anregungen - insbesondere für Deutschland - reichte von einer grundsätzlichen Verringerung der Grundwehrdienstzeit auf sechs Monate bis hin zu Vorschlägen mit Blick auf eine Verbesserung der Grundausbildung und der Dienstzeit in der Stammeinheit.
Einen zentralen Punkt der Veranstaltung stellte der Umgang mit fremden Kulturen in beiden Armeen dar. Dabei ging es um das tägliche Miteinander mit jungen Soldatinnen und Soldaten, die unterschiedliche Wurzeln haben, anders glauben, aus Familien mit Migrationshintergrund stammen oder durch unterschiedliche Lebensweisen geprägt sind. Die Soldaten diskutierten über die Konsequenzen, die sich für den Kasernenalltag ergeben und wiesen auf vielerlei Probleme im täglichen Miteinander hin. Defizite wurden insbesondere bei der Sprachkompetenz gesehen. Die Wehrpflichtigen machten aber auch deutlich, welches Potential in diesem Fundus interkultureller Kompetenz steckt.
Das als Experiment in Salzburg begonnene und in Berlin fortgesetzte Projekt wurde von allen Seiten positiv aufgenommen und dürfte im nächsten Jahr seine Fortführung in Österreich finden.