Manche Bücher sind anstrengender als andere - und Noah Sows Band gehört unbedingt dazu. Das ist gewollt: Die Hamburger Musikerin und Moderatorin hat gar nicht die Absicht, ihre Leser zu unterhalten; sie verpasst ihnen auf 319 Seiten ein Selbsterkenntnis- und Sensibilisierungsprogramm.
Ihre Ausgangsthese: Rassismus ist ein Teil der Lebenswelt aller Menschen in Deutschland, das rassistische Verhalten der weißen Deutschen ist Teil ihrer Sozialisation. Zweifel daran lässt Sow nicht zu - wer sich auf ihr Buch, das den Leser immer direkt anspricht, einlassen will, muss zuallererst eingestehen, Rassist zu sein.
Vieles von dem, was die Schwarze Sow aus ihrem Alltag beschreibt, ist erschreckend und, schlimmer noch, die meisten Formen des Rassismus, sind denen, die davon nicht betroffen sind, wohl überhaupt nicht bewusst. Dies klarzumachen und Sensibilität zu wecken, ist Sows Verdienst. Dennoch: Ihre aggressive Grundstimmung und ihr rhetorisches Mittel, immer schon vorwegzunehmen, was der Leser denkt, lässt bei der Lektüre gelegentlich das Gefühl aufkommen, entmündigt zu werden.
Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus.
Bertelsmann Verlag, München 2008; 310 S., 14,50 ¤