Einen Fortschritt gibt es in der bildungspolitischen Debatte: Anders als früher verlieren sich die Politiker wenige Tage vor dem Bildungsgipfel von Bund und Ländern nicht mehr in ideologischen Grabenkämpfen über die Schulstruktur.
Dass man Migrantenkindern beim Deutsch-Lernen helfen, Kindergärten zu Bildungsstätten ausbauen, die Zahl der Schulabbrecher senken und Facharbeitern Hochschulzugang geben muss, haben inzwischen alle erkannt - unabhängig von der Parteizugehörigkeit. Das hat nicht zuletzt die Bundestagsdebatte in der vergangenen Woche gezeigt. Im Grunde wissen alle Beteiligten: Investitionen in Bildung zahlen sich doppelt und dreifach aus, wenn man so den drohenden Fachkräftemangel abmildern kann.
Doch eines hat sich nicht geändert: Zwischen Erkenntnis und Handeln klafft weiter eine bedrohliche Lücke. Viele Unions-Ministerpräsidenten gönnen der Kanzlerin den bildungspolitischen Durchbruch nicht und verweisen auf Länder-Kompetenzen. Statt verbindliche Ziele und konkrete Investitionen zu verabreden, streiten Bund und Länder erst um Zuständigkeiten und dann, so ist zu befürchten, um die Frage, wer schuld ist am Scheitern des Bildungsgipfels. Dass es auch anders geht, haben alle Beteiligten vergangene Woche mit ihrem schnellen Handeln in der Finanzkrise bewiesen. Sie sollten sich daran ein Vorbild nehmen. Denn die Bildungskrise ist zwar schleichend, aber nicht minder dramatisch.