ABGEORDNETE I
Michaela Noll koordiniert, redet und hört zu
Natürlich kennt auch Michaela Noll die Vorurteile, die es über Abgeordnete gibt. "Die tun zu wenig für ihre Diäten" lautet eines davon. Die CDU-Familienpolitikerin zuckt die Achseln im Sinne von: Was soll man machen und sagt: "Wenn ich Besuchern meinen Wochenplan zeige, gibt es derartige Kommentare nicht mehr". Und in der Tat - Nolls Terminplan der Zwölften Kalenderwoche hat es in sich: Kein Tag beginnt später als acht Uhr - nicht selten geht er bis nach 22 Uhr.
Der Montag wird durch eine fünfstündige Anhörung zum Schwangerschaftskonfliktgesetz dominiert. Abends muss sie zur Sitzung der NRW-Landesgruppe. "Das ist ein fixer Termin. Halb acht gehts los - Ende offen."
Der Dienstag beginnt dennoch 7.30 Uhr mit einer Morgenandacht mit jungen evangelischen und katholischen Christen - der Ökomenische Kreuzweg der Jugend. Ein bis zweimal im Jahr sei sie dabei. "Meist ist es recht interessant, auch wenn es zu einer ,unchristlichen' Zeit stattfindet." Viertel nach neun geht es dann in die Arbeitsgruppe Familie, bei der die Fachleute der Union die Themen der Woche besprechen.
Gegen 14 Uhr trifft sich der Parlamentskreis Mittelstand, in dem Noll Mitglied ist. 15 Uhr beginnt die Sitzung der Unions-Bundestagsfraktion. In den allermeisten Fällen mit einem Eingangsstatement der Kanzlerin", erzählt Michaela Noll.
Der Mittwoch ist "ein Marathontag". "Da ist Durchhalten die Devise", sagt sie. Los geht es halb acht mit der Koordinierungsrunde der Familienpolitiker der Koalition. Die Sitzung des Familienausschusses dauert bis zum Mittag. Danach steht für Michaela Noll als Mitglied der Kinderkommission eigentlich ein Besuch des Projektes "Stadteilmütter in Neukölln" auf dem Programm. Eine Aktuelle Stunde macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Noll redet nun vor dem Plenum über Konsequenzen aus dem Amoklauf von Winnenden. 18.30 Uhr ist sie dann Gast bei einem Politischen Abend zum Thema "Bekämpfung der Kinderpornografie im Internet".
"Frühstück mit dem französischen Botschaftsrat" steht Donnerstagmorgen auf dem Kalender. Danach trifft sich Noll mit ihrer SPD-Kollegin Renate Gradistanac. "Wir wollen mal sehen, ob wir beim Prostitutionsgesetz gemeinsam etwas bewegen können." Nachmittags folgt Michaela Noll im Plenum der Debatte zur Entgeltgleichheit.
Freitagvormittag spricht sie mit einem Vodafone-Vertreter über das Thema Sperrung von Kinderpornografieseiten im Internet, dann empfängt sie eine Unternehmerin aus ihrem Wahlkreis. Gegen 15 Uhr wird imPlenarsaal über die UN-Kinderrechtskonvention diskutiert. Danach nimmt sie den Flieger nach Düsseldorf - endlich Wochenende!? Nicht wirklich. Freitagabend ist sie zu Gast bei einer Sportlerehrung in Erkrath. Den Samstag verbringt sie bei der Landestagung der Frauenunion NRW. Sonntag geht es wieder nach Berlin - dann wartet die nächste 65-Stundenwoche.
Wenig zu tun hat die Abgeordnete Michaela Noll nun wirklich nicht.