Gedenkstunde
Bundestag würdigt den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR
Als "Beginn eines letztendlich erfolgreichen Kampfes für die Freiheit" hat Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) den Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR gewürdigt. Vor Beginn der aktuellen Plenardebatten gedachte der Bundestag am vergangenen Mittwoch, dem 17. Juni, mit einer Gedenkstunde des Aufstandes vor 56 Jahren. Neben Lammert sprach der als Gastredner geladene Berliner Theologe Richard Schröder, der 1990 SPD-Fraktionschef in der ersten und letzten frei gewählten Volkskammer der DDR war und danach kurze Zeit im Bundestag saß.
"Die Geschichte des 17. Juni 1953 ist, für sich betrachtet, die Geschichte einer Niederlage", sagte Lammert. Jedoch hätte dieser Tag einen Prozess eingeleitet, der schließlich 1989 mit dem Fall des Eisernen Vorhangs in Europa sein Ende gefunden habe. Während bis 1989 dieser Tag für viele Bundesdeutsche eher ein Ausflugstag und in der DDR ein Tabu gewesen sei, habe man nun die Chance, ein gemeinsames Verständnis des 17. Juni als eines nationalen wie europäischen Gedenktages zu entwickeln.
Lammert betonte in diesem Zusammenhang auch die Rolle der europäischen Nachbarländer, insbesondere Polens, dessen Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski neben den Mitgliedern des Präsidiums des polnischen Sejm zu den Gästen der Feierstunde gehörte.
Richard Schröder nutzte seine Rede, um als "erinnernder Chronist" auf die Ereignisse einzugehen. So wies er darauf hin, dass der Aufstand nicht plötzlich losgebrochen und die von der SED-Regierung beschlossene zehnprozentige Normerhöhung für Arbeiter nur der Anlass gewesen sei. Vielmehr habe der Beschluss der Zweiten Parteikonferenz der SED im Juni 1952 zum "Aufbau des Sozialismus" das "schlimmste Jahr der DDR" nach sich gezogen. Mit Stalins Tod im März 1953 habe Moskau zwar zu einer Abkehr von dieser ganz im stalinistischen Geist vollzogenen, gewaltsamen Neuordnung aufgerufen. Die Normerhöhungen seien aber dabei schlicht vergessen worden. "Wir mussten lernen: Gegen Panzer ist Zivilcourage machtlos", sagte Schröder. "Aber trotzdem nötigt es uns Bewunderung ab, dass der Wunsch nach Einigkeit und Recht und Freiheit damals so unerwartet mächtig wurde."