NS-RAUBKUNST
Seit einem Jahr hilft eine Arbeitsstelle den Museen bei der Klärung der Fälle
Ihr Porträt hat Irene Beran nie mehr zu Gesicht bekommen. Mit ihrem Mann, dem Maler Bruno Beran, lebte sie in den 1930er-Jahren in Brünn, Paris und Ibiza. Als das jüdische Künstlerpaar nicht anwesend war, enteigneten deutsche Besatzer ihr Haus in Brünn, deportierten und ermordeten die jüdischen Bewohner. Irene Beran überlebte den Zweiten Weltkrieg im Exil, hat aber bis zu ihrem Tod 1979 nie eines ihrer Kunstwerke zurück erhalten. Erst 2007 konnte ein Porträt Berans in einem Depot der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten identifiziert werden. Der letzte noch lebende Sohn von Irene Beran - er war 94 Jahre alt und lebte in Großbritannien - erhielt das Bildnis seiner Mutter zurück.
Noch ist das Unrecht, das der jüdischen Bevölkerung in der Nazizeit angetan wurde, nicht restlos aufgearbeitet. Die Arbeitsstelle für Provenienzforschung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hilft seit Juli 2008 etwa Museen, die rechtmäßigen Eigentümer von Kunstwerken zu finden. Vergangenes Jahr war sie auch Thema im Kulturausschuss. Zum einen soll die Arbeitsstelle den Austausch von Informationen zwischen Forschern und Institutionen unterstützten. Zum anderen vergibt sie Fördergelder. Dafür erhält sie jährlich eine Million Euro aus dem Etat des Kulturstaatsministers. 36 Unterschungen laufen derzeit. Großprojekte wie das Katalogisieren und Recherchieren in großen Beständen werden über zwei Jahre finanziert. Für die Organisation von Rückgaben oder Entschädigungen kann in vier Wochen eine Förderung von 15.000 Euro bereitstehen. Um wie viele Werke es sich handelt, kann Leiter Uwe Hartmann nicht sagen: "Man müsste alle überprüfen, die vor 1945 entstanden sind und seit 1933 in eine Sammlung aufgenommen wurden."
Gut 50 Personen sind in Deutschland in der Herkunftsforschung aktiv. Von der Förderung profitieren Häuser wie die Staatsgalerie in Stuttgart, die selbst nach der Herkunft ihrer Kunst forscht und nun bei der Aufklärung unterstützt wird. Aber auch kleine Heimatmuseen werden gefördert, weil sie sich die Provenienzforschung sonst nicht leisten könnten.
So erhält das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg Mittel, um den Bestand der Galerie Hoffmann untersuchen zu können. Das jüdische Unternehmen in München war bis zur Zwangsenteignung 1939 eine internationale Kunsthandlung. Nun gilt es, ein diffiziles System aus Geschäftsbüchern und Karteien durchzuarbeiten, 15.000 Werke, Künstler und 10.000 Kunden zu identifizieren. "Das reicht von der Industriefamilie Thyssen bis zu Berliner Zahnärzten", sagt Hartmann. "Jüdische Sammler, die bei Heinemann kauften, sind enteignet worden. Was mit ihrem Besitz geschah, weiß keiner. Aber wir können die Kunst heute bei Privatpersonen oder öffentlichen Einrichtungen finden."