Es herrscht noch Nacht, wenn im Erdgeschoss des Jakob-Kaiser-Hauses - direkt gegenüber dem Reichstag - die Lichter angehen. Lange bevor die Hauptstadt erwacht, beginnt für das Pressereferat PuK 1 des Bundestages die Arbeit. PuK steht für Presse und Kommunikation. Zunächst heißt das: sich einen Überblick darüber verschaffen, was seit dem Vorabend in der Republik passiert ist, die Tageszeitungen auswerten, wichtige Meldungen herausgreifen und für den Bundestagspräsidenten eine Pressemappe zusammenstellen. "Immer auf dem aktuellsten Stand zu sein, ist sehr wichtig", sagt Christian Hoose (im Bild rechts), der das Referat seit 2007 leitet. "So können wir bereits absehen, welche Fragen im Laufe des Tages von den Journalisten kommen werden und vorbereitet auf diese reagieren."
An Fragen mangelt es nicht, denn PuK 1 ist die zentrale Anlaufstelle für alle Journalisten von Presse, Rundfunk und Fernsehen, die Informationen über den Bundestag in seiner Gesamtheit brauchen. Als die Gesamtheit sind dabei Belange zu verstehen, die jenseits von fraktionspolitischen Fragen oder persönlichen Angelegenheiten einzelner Abgeordneter liegen, also Auskünfte über die Arbeit der Ausschüsse, über das Präsidium oder die Verwaltung. Das Pressereferat ist gewissermaßen die Informationsschleuse zwischen Bundestag und medialer Außenwelt. "Wir vermitteln Basics, tragen Detailinformationen aus den Referaten zusammen und geben sie nach außen weiter", erklärt Hoose und stellt zugleich klar: "Aber wir transportieren keine Meinungen, wir sind die neutralen Helfer der Journalisten." "Wir", das ist ein übersichtliches Team aus nur zehn Mitarbeitern. Dazu zählen drei Referentinnen und Referenten, die vornehmlich Pressetermine koordinieren, Mitteilungen an die Presse herausgeben und die Journalisten immer auf dem neuesten Stand der Dinge halten. Zwei Mitarbeiterinnen, die allgemeine Auskünfte geben -beispielsweise zur Tagesordnung und den Rednern im Plenum - und zwei weitere, die den Bilderdienst organisieren, den Journalisten kostenlos in Anspruch nehmen können. Unverzichtbar die zwei Mitarbeiterinnen in der Akkreditierungsstelle am Schiffbauerdamm, die jährlich rund zweitausend Presseausweise für Journalisten ausstellen und ihnen damit freien Zugang in den Bundestag und auf die Pressetribüne des Plenarsaals ermöglichen.
Viel Arbeit also, um den Informationshunger der Journalisten zu stillen; und es ist schon erstaunlich, was diese alles wissen wollen. Ob ungewöhnlich anmutende Fragen oder komplizierte, die umfassende Recherchen in den zuständigen Bereichen der Verwaltung erfordern, - das Pressereferat versucht alles zu beantworten und die Verwaltung hilft bereitwillig. So ist es ein Leichtes, Auskunft über die Größe der Flaggen zu geben, die vor und auf dem Reichstag wehn oder wie oft sie gewaschen werden - eine Frage, die tatsächlich schon gestellt wurde.
Schwieriger wird es, wenn Journalisten eine detaillierte Auskunft über die Veröffentlichung von Nebentätigkeiten der Abgeordneten haben wollen. Ohnehin sieht sich das Pressereferat vor die Herausforderung gestellt, komplizierte Detailfragen auch dann verständlich zu beantworten, wenn diese nicht so ohne weiteres aus dem größeren Arbeitszusammenhang dieses Gesetzgebungs- und Verwaltungskolosses herausgelöst werden können. Hoose: "In solchen Fällen müssen wir darauf achten, dass wir Informationen vereinfachen und sie dennoch in der Sache richtig bleiben." Ebenso wichtig wie die Verständlichkeit nach außen ist die Verständigung im Team. "Bei uns gibt es kein Teilwissen", erklärt Hoose. "Alle wissen alles." An der Schnittstelle zwischen Politik und Journalismus haben Informationsprivilegien auch nichts verloren. Fällt jemand aus, muss ein anderer die Medien mit der gleichen Zuverlässigkeit und Genauigkeit informieren können - jederzeit und überall, auch am Wochenende. Das Geschäft der Informationsbeschaffung im globalen Zeitalter kennt keine Schluss- und auch keine Auszeiten.