Es war schon Ironie des Schicksals, wenn der Bahnchef zur geplanten Präsentation seiner Biografie mit dem Titel "Diplomat wollte ich nie werden" nicht kommen konnte, weil er bereits seit mehreren Wochen unnachgiebig mit bockigen Lokführern im Tarifstreit lag. Die zähen Verhandlungen waren geradezu Beleg für Hartmut Mehdorns vermeintliche Tugenden: alles andere als diplomatisch, unnachgiebig, zielstrebig, hemdsärmelig. So sieht sich der Mann, den Bürger und Politiker mit Vornamen Bahnchef nennen, gerne. Und so sieht ihn auch Hugo Müller-Vogg, ehemaliger Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und derzeitiger Kolumnist der "Bild".
Gemeinsam haben die beiden dieses Bild, gepaart mit politischen Einschätzungen zu nahezu jedem denkbaren Thema zwischen Industriepolitik, Sozialsystem und Wertegerüst in Form einer Gesprächsbiografie zu Papier gebracht. Herausgekommen ist dabei leider alles andere als eine lesenwertes Lebensgeschichte eines deutschen Managers, sondern pure Imagepflege - wie sie bei einer Biografie in dieser Form und mit diesem Autor auch zu erwarten war.
"Diplomat wollte ich nie werden." Ein Gespräch mit Hugo Müller-Vogg.
Hoffmann u. Campe, Hamburg 2007; 222 S., 17,95 ¤