IP-TV
Der Ausbau des Internets bringt neue Chancen
Wer in die Welt des Internetfernsehens eintauchen will, der schaue einmal auf die Website www.global-itv.com. Knapp 10.000 Web-TV-Angebote aus aller Welt lassen sich hier aufrufen: Unterhaltung aus Afghanistan, Showtänze aus Barbados, deutsches Ärztefernsehen und buddhistische Unterweisungen auf tibetonline.tv.
Viele Programme, die sich selbst als Web-TV oder IP-TV bezeichnen, sind dabei nicht mehr als durch Videos aufgehübschte, aber ansonsten text- und bildbasierte Internetseiten. Andere richten sich an eine bestimmte Zielgruppe und nutzen das technisch leicht zu bedienende und kostengünstige Internet, um sie mit eigenproduzierten Bewegtbildern anzusprechen. Auch das Firmenfernsehen ist inzwischen weit verbreitet und ein gern genutztes Instrument der Öffentlichkeitsarbeit. Verbände, die etwas auf sich halten, stellen ebenso gerne Videos von Veranstaltungen, Interviews mit Vorständen und Präsidenten zum Herunterladen bereit. Und selbstverständlich integrieren auch Verlage Web-TV-Elemente in die Online-Ausgaben ihrer Publikationen, oft sogar schon selbst produzierte Inhalte. Technisch werden die Bewegtbilder über so das sogenannte Streaming verschickt.
Unter IP-TV im engeren Sinne versteht man einen technischen Übertragungsweg alternativ zu der bekannten Verbreitung von Fernsehprogrammen über Kabel, Satellit und Antenne. Dabei wird das Fernsehsignal über den Telefon- beziehungsweise Internetanschluss gesendet. Telekommunikationsanbieter wie die Deutsche Telekom, Arcor und Alice bieten inzwischen Fernsehen auf diesem Wegen an und werben mit zum Teil mehr als hundert Programmen und der Möglichkeit, zeitversetzt fernzusehen.
Ganz ähnliche Angebote, gewissermaßen von der anderen Seite, haben inzwischen auch Kabelnetzbetreiber auf die Beine gestellt, die nun neben Fernsehprogrammen auch Telefon- und Internetzugang in die Haushalte liefern. "Triple-Play" heißt das im Fachjargon. Für all diese Angebote brauchen die Nutzer bestimmte Empfangsgeräte - Settop-Boxen - und dafür geeignete Fernsehgeräte. Laut des Hightech-Verbandes BITKOM nutzten Ende 2008 hierzulande 536.000 Kunden IP-TV, drei mal so viel wie im Vorjahr. Allerdings konnte nach einer Studie aus dem Jahr 2008 kaum ein Deutscher etwas mit dem Begriff IP-TV anfangen.
Die technischen Voraussetzungen für IP-TV sind heute jedoch weitgehend vorhanden, sagen die Experten, weil die Netzbetreiber Milliarden in die Breitband-Infrastruktur investiert haben. Der flächendeckende Ausbau mit schnellen Internetanschlüssen werde zudem mit dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung wahrscheinlich erheblich beschleunigt.
Der Autor ist Medienredakteur der Berliner Zeitung.