ENERGIEVERBRAUCH
Alle gehen sparsamer mit Strom um
Der Strom kommt aus der Steckdose, das Benzin aus dem Zapfhahn und die wohlige Wärme im Winter aus der Gastherme im Keller. Das wissen die meisten - und vielmehr meistens nicht. Wie sieht es also aktuell aus mit unseren Energiequellen und ihrer Nutzung im deutschen Energiemix?
Die Sicherheit unserer Energieversorgung ist in wachsendem Masse von Importen abhängig - von importierten Primärenergieträgern wie Erdöl, Erdgas und in wachsendem Maße auch Kohle. Denn hierzulande gibt es lediglich bei Stein- und Braunkohle größere eigene Vorkommen. Deren Ausbeutung ist jedoch seit Jahren rückläufig. Dies gilt ebenso für die Nutzung der relativ geringfügigen Erdgas- und Erdölfelder in Deutschland. Die Bedeutung der heimischen erneuerbaren Energien hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
Anders als in vielen vergleichbaren Ländern stagniert der Energieverbrauch in Deutschland seit Beginn der 1990er Jahre trotz wirtschaftlichen Wachstums. Ursache der Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch sind der technologische Fortschritt in der Energiewirtschaft, die sparsamere und rationellere Energienutzung und die Veränderung der Wirtschaftsstrukturen.
Der Verbrauch an Primärenergieträgern in den Bereichen Stromerzeugung, Wärme und Verkehr ist in Deutschland 2008 nur gering gestiegen. Nach aktuellen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) nahm er auf knapp 478 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) zu - knapp ein Prozent mehr als im Vorjahr. Der Mineralölverbrauch stieg um rund fünf Prozent auf 166 Millionen Tonnen SKE. Der Anteil des Mineralöls am gesamten Energieverbrauch erhöhte sich um gut ein auf 34,7 Prozent. Der Erdgasverbrauch nahm 2008 gegenüber dem Vorjahr um etwa ein Prozent auf 105,5 Millionen Tonnen SKE ab. Dagegen erhöhte sich der Erdgaseinsatz zur Stromerzeugung um rund neun Prozent. Der Steinkohle-Verbrauch fiel um etwas mehr als sieben Prozent auf 62,5 Millionen Tonnen SKE zurück. Sowohl Kraftwerke wie auch die Eisen- und Stahlindustrie verringerten ihren Bedarf.
Der Braunkohlenverbrauch lag mit 53 Millionen Tonnen SKE um 3,6 Prozent unter dem Vorjahres-Niveau. Die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken erhöhte sich um 5,9 Prozent auf 55,4 Millionen Tonnen SKE. Die Erneuerbaren Energien steigerten ihren Anteil am Primärenergieverbrauch leicht auf 7,4 Prozent (2007: 7 Prozent).
Diese Bilanz des Primärenergieverbrauchs umfasst sämtliche Lebensbereiche. Das Bundeswirtschaftsministerium konstatierte bereits für 2007 eine hohe Import-Abhängigkeit: Bei der Steinkohle von 67,2 Prozent, beim Mineralöl von 94,3 Prozent, beim Gas von 83,1 Prozent und bei der Kernenergie (gemeint ist die Einfuhr von Uran als Brennstoff) von 100 Prozent. Insgesamt entspricht das einer Importquote von 71,2 Prozent des Primärenergieverbrauchs. 1990 lag diese Abhängigkeits-Quote noch bei 56,8 Prozent. Sie stieg mit dem Niedergang der Nutzung deutscher Steinkohle stetig an.
Wie bedenklich diese Import-Abhängigkeit ist, sieht man besonders gut an der Bedeutung der Energieträger an der Stromerzeugung im Jahr 2008: Nach vorläufigen Angaben der AGEB hatte Braunkohle - als einziger heimischer Energieträger neben den Erneuerbaren importfrei - einen Anteil von 23,5 Prozent, Steinkohle: 20,1 Prozent, Kernenergie: 23,3 Prozent, Erdgas: 13,1 Prozent, Mineralölprodukte: 1,6 Prozent, Erneuerbare Energieträger : 15,1 Prozent.
Axel Schappei ist freier Wirtschaftsjournalist in Duisburg.