BERGBAU
In der Wirtschaftskrise erkunden in Deutschland weniger Unternehmen neue Rohstoffvorkommen - das bedeutet auch weniger Arbeit für das Sächsische Oberbergamt in Freiberg
Es ist noch nicht lange her, da pilgerten auch renommierte Bergbaukonzerne nach Sachsen. Sie versuchten an Lizenzen zu kommen, um nach wertvollen Rohstoffen suchen zu dürfen. Der Wirtschaftsabschwung hat indessen jegliche Euphorie erst einmal gedämpft. "Der Erkundungsbergbau hat eine Delle bekommen", sagt Reinhard Schmidt, der Präsident des Sächsischen Oberbergamtes. Bei der 1991 gegründeten Behörde des Freistaates laufen alle Fäden zusammen.
Wer in den Tiefen des Erzgebirges nach Zinn, Kupfer, Wolfram und Flussspat suchen möchte, muss sich im Oberbergamt Freiberg die Genehmigung dafür holen. "Wir sind die Zulassungsbehörde für alle bergrechtlichen Aktivitäten", betont Schmidt. Derzeit seien im Freistaat zwölf Lizenzen zur Erkundung und eine zur Gewinnung von Rohstoffen erteilt. Während das Interesse an Energierohstoffen wie Braunkohle und Baustoffen wie Kiese, Sande und Festgesteinen nach wie vor ungebrochen ist, hat der Erzbergbau in der Region einen heftigen Dämpfer erhalten. "Gegenwärtig richten die Unternehmen die Erkundungsvorhaben an den geänderten weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus", sagt Schmidt. Er rechnet jedoch damit, dass die Preise für Metalle mittelfristig wieder anziehen und damit das Vertrauen in die Rohstoffmärkte zurückkehrt. "Die Finanzierung von Erkundungsvorhaben wird dann wieder einfacher", glaubt er.
Doch bis eine Belebung der Nachfrage auf den weltweiten Rohstoffmärkten für wieder steigende Preise sorgen wird, geht ersten Unternehmen die Luft aus. So ist bereits ein Bergbauprojekt bei Pöhla im Erzgebirge gestoppt worden. Finanzierungsprobleme nennt das Bergbauunternehmen Wisutec als Grund, die weitere Suche nach Wolfram- und Zinnvorkommen erst einmal einzustellen. Andere Vorhaben, wie die Erkundung von Zinn- und Molybdän-Vorräten - ein Metall, das zur Härtung von Stahl eingesetzt wird - bei Altenberg, sollen zeitlich gestreckt werden.
Lediglich die Vorbereitungen zur Flussspatgewinnung im Erzgebirgskreis schreitet voran. 2010 soll mit der Förderung begonnen werden. Bei Flussspat sind die Weltmarktpreise konstant hoch", weiß Schmidt. Die Förderung sei deshalb wirtschaftlich wieder lukrativ.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen unterstützt der Freistaat auch weiterhin die Verwertung der heimischen Erz- und Spatlagerstätten. Das Oberbergamt hat einen Rohstoffatlas erstellt, der potenziellen Investoren zur Verfügung gestellt wird, woher auch immer sie kommen mögen. Nach dem Ende des Erzbergbaus vor fast 20 Jahren kennt Schmidt in ganz Deutschland kein aktives Unternehmen in der Branche. Deshalb werden nicht nur einheimische Investoren sondern auch ausländische begrüßt. "Das stellt keinen Nachteil dar", so Schmidt. "Wesentlich ist, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt."
Auch wenn die Zeichen momentan auf Gelb stehen, gehen die 70 Bergbauingenieure, Vermessungstechniker und Markscheider des Sächsischen Oberbergamtes davon aus, dass im Freistaat ein neues Kapitel Bergwerksgeschichte geschrieben wird. Denn in der Erde schlummern allerhand Schätze. Festgesteine sowie Sande und Kiese sind nahezu unendlich verfügbar. Schwer absehbar ist allerdings, wie lange Erz- und Spatvorkommen ausgebeutet werden können. "Große Teile Sachsens, insbesondere die Gebirge, sind mit so genannten armen Erzvorkommen durchzogen", erklärt Schmidt. Hier komme es auf die Weiterentwicklung der Aufbereitungstechnik an, um einen Abbau wirtschaftlich zu gestalten.
Ostdeutschland gilt als die am besten erkundete Bergbauregion der Welt. Vor allem im Südraum sei bekannt, was in der Erde lagert. "Während der Aufsuchung von Uranerz zu DDR-Zeiten sind auch andere Bodenschätze dokumentiert worden", sagt Schmidt. Deshalb würden gute Daten vorliegen.
Die Autorin ist Wirtschaftsjournalistin bei der "Leipziger Volkszeitung".