BUNDESANSTALT
Geologen warnen vor Importabhänigkeit - Pilotprojekt in Ruanda
Der weltweite Wirtschaftabschwung hat die Rohstoffhausse vorübergehend gestoppt. Für Experten kein Grund zur Entwarnung. Sie befürchten schon bald eine Verknappung bei energetischen Bodenschätzen. "Bei Erdöl steht die Ampel zumindest auf gelb", sagt Hans-Joachim Kümpel, der Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover. Kümpel zitiert aus einer aktuellen Studie über die Verfügbarkeit von Energierohstoffen, die seine Behörde im Auftrag der Bundesregierung erstellt hat. Die Bundesanstalt kommt zu alarmierenden Ergebnissen. "Heute stammt bei einem mit 50 Litern Benzin voll getanktem Auto nur noch etwa ein Liter aus der heimischen Ölförderung - Tendenz abnehmend", weiß Kümpel. Deutschland sei zwar Weltmeister bei der Förderung von Braunkohle. Aber bei Öl, Gas und Uran wachse die Abhängigkeit von Importen. "Angesichts dieser Entwicklung ist es erforderlich, die globale Entwicklung der Rohstoffsituation im Auge zu behalten", so der BGR-Präsident. Dieser Aufgabe stellt sich das geowissenschaftliche Zentrum bereits seit mehr als 50 Jahren. Insgesamt 739 Mitarbeiter stehen im geologischen Dienst des Bundes.
Aber nicht nur die Situation im eigenen Land steht im Fokus der Geowissenschaftler. Seit der Gründung am 1. Dezember 1958 ist die BGR international gut vernetzt. Die Erkundung von Rohstofflagerstätten steht bei der internationalen Zusammenarbeit ebenso im Blickpunkt wie die Unterstützung von Entwicklungsländern bei der Förderung. Einer der spektakulärsten Funde, die von BGR-Spezialisten gemacht wurde, war die Kupferlagerstätte "La Granja" in Peru. Durch Bohrungen entdeckten sie 1980 eines der reichsten Vorkommen der Welt. Damit eröffneten sich riesige Chancen gerade auch für deutsche Explorationsfirmen. Nachdem jedoch 1982 der Kupferpreis drastisch fiel, musste die Exploration eingestellt werden. Heute machen internationale Unternehmen das Geschäft.
Das Institut in Hannover hat gelernt, mit solchen Erfahrungen zu leben. Es folgten neue Vorhaben, wie derzeit ein Pilotprojekt mit dem geologischen Dienst in Ruanda. Ziel ist es, den Bergbau des weltweit wichtigsten Lieferanten von Tantalerz auf solide Füße zu stellen. "Die Förderung im Kleinbergbau, die in Ruanda derzeit den größten Teil des Rohstoffabbaus ausmacht, findet teilweise illegal statt. Handel und Export sind oft nicht transparent", erläutert Kümpel das Projekt, das vom Bund finanziert wird.