Ist Entwicklungshilfe der Grund allen Übels in Afrika? Machen Finanztransfers die Armen noch ärmer? Kritik an Entwicklungshilfe hat wieder einmal Konjunktur. Die sambische Harvard-Ökonomin Dambisa Moyo fordert in ihrem Buch "Dead Aid", die internationale Hilfe binnen fünf Jahren auslaufen zu lassen - weil sie das Wachstum hemme, zu Abhängigkeit und Korruption führe. Stattdessen, so Moyo, sollten sich afrikanische Staaten Geld auf den Kapitalmärkten besorgen. Ein Vorschlag, der geradezu absurd anmutet angesichts einer globalen Rezession - mit katastrophalen humanitären Folgen für Afrika. Haben die Kapitalmärkte nicht gerade weltweit ein ökonomisches Desaster verursacht?
Entwicklungshilfe darf gerade jetzt nicht beschnitten, sie muss ausgebaut und vor allem klug eingesetzt werden. In der Tat gibt es Reformbedarf in der Praxis. Die großen Gebernationen haben das längst erkannt und sich unter anderem darauf verpflichtet, ihre Projekte besser zu koordinieren, die Mittel effizienter zu nutzen und die Eigenverantwortung der Empfängerstaaten einzufordern. Versprechen, die konsequent eingelöst werden müssen, damit weniger Mütter an Aids oder Malaria sterben, Kleinbauern mit Gewinn ihren Boden beackern und Kinder eine Schule besuchen können.
Mit dem Aufstocken der Entwicklungsetats ist es aber längst nicht getan. Afrika braucht mehr, um der Armutsfalle zu entkommen: eigene leistungsfähige Steuersysteme und Direktinvestitionen zum Beispiel, vor allem aber endlich faire Handelsbeziehungen. Ob die Industriestaaten den Volkswirtschaften des Südens eine echte Chance geben wollen, wird sich dann vor allem an ihrer Agrar- und Handelspolitik zeigen. Fielen im Westen Importzölle und würden Agrarsubventionen gekappt, wäre das die wirksamste Hilfe zur Entwicklung.