Es gärt in der deutschen Provinz: In mehr als 4.000 Biogasanlagen arbeiten Bakterien daran, Getreide, Mais und Gras in Strom und Wärme zu verwandeln. So im südniedersächsischen Jühnde, Deutschlands erstem Bioenergiedorf. Seit 2005 produzieren die 750 Einwohner ihren Bedarf an Energie selbst über nachwachsende Rohstoffe.
Angeregt vom Interdisziplinären Zentrum für nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen haben die Bewohner sich in einer Genossenschaft organisiert und eine Biogasanlage gebaut. "Wir produzieren unseren Strom und Wärme und das dezentral und umweltschonend", sagt Eckhard Fangmeier, Sprecher und Vorstand der Genossenschaft. Die Rohstofflieferanten sind acht Jühnder Bauern. Auf 20 Prozent ihrer Flächen bauen sie nachwachsende Rohstoffe an: Roggen, Weizen, Mais, Gras. In der Anfangszeit wurde nur Gülle und Mist verwendet. Inzwischen werden Energiepflanzen angebaut. Jährlich vergären in den Anlagen etwa 12.000 Tonnen dieser Pflanzen, hinzu kommen 8.000 Tonnen beigemischte Gülle. "Durch das Nahwärmenetz sparen wir jährlich 300.000 Liter Heizöl, das sind 3.500 Tonnen CO2, und das in einem kleinen Dorf", sagt Fangmeier.
Für so manchen Landwirt beschert eine Biogasanlage zusätzliche Einnahmen. Vor allem lohnt sich die Gewinnung von Strom. Für jede Kilowattstunde, die sie ins öffentliche Stromnetz einspeisen, bekommen die Bauern dank des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) rund 12 Cent, dazu gibt es Fördergelder für neue Anlagen. Rund 370 Millionen Euro Umsatz macht die Biogas-Branche derzeit, mehr als elf Milliarden Euro können es im Jahr 2020 sein, schätzt der Fachverband Biogas.