OFFSHORE-PARKS
In der Nordsee entsteht riesiger Windpark
Sie ragen rund 150 Meter aus dem Wasser, weitere 30 Meter sind unter der Wasseroberfläche verborgen: Mit zwölf Windrädern, fast so hoch wie der Kölner Dom, entsteht derzeit vor der deutschen Nordseeküste der erste Offshore-Windpark Deutschlands. Gut 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum wird alpha ventus, so der Name des Testfelds für Windkraftnutzung auf hoher See, gebaut. "Hier wird echte Pionierarbeit für die Offshore-Windbranche geleistet", sagt Wilfried Hube, Gesamtprojektleiter von alpha ventus. "Zum ersten Mal überhaupt werden Anlagen dieser Größe so weit draußen errichtet."
Die Pionierarbeit bei alpha ventus zollte ihren Tribut. Wegen schlechten Wetters musste der erste Versuch zum Aufbau der Windräder im August 2008 abgebrochen werden. Erst Mitte Juli 2009 stand das erste Windrad. Diese Verzögerungen trieben die Investitionssumme von ursprünglich geplanten 190 Millionen Euro um 60 Millionen Euro in die Höhe. "Wir haben Lehrgeld bezahlt, aber das Geld ist gut angelegt", resümiert Oliver Funk vom Energiekonzern Vattenfall, der neben EWE und Eon an der Errichtung des Windparks beteiligt ist. Wenn alpha ventus Ende des Jahres ans Netz geht, soll er eine installierte Leistung von 60 Megawatt haben und jährlich 50.000 Haushalte mit Strom versorgen können - ein kleiner Anfang für die ambitionierte Offshore-Strategie der Bundesregierung. Die hat zum Ziel, dass bis 2030 Offshore-Windparks mit einer installierten Leistung von 20 bis 25 Gigawatt (GW) errichtet werden und damit einen Anteil von mindestens 15 Prozent an der gesamten deutschen Stromerzeugung haben. An Land sollen noch mal zehn Prozent Windstrom hinzukommen. Insgesamt wäre das mehr als alle 17 deutschen Atomkraftwerke heute bereitstellen.
Dass der Ausbau der Offshore-Windkraft in Deutschland nicht so recht vorankommt, lag lange vor allem an technischen Schwierigkeiten und der schwierigen Netzanbindung sowie Finanzierungsproblemen. Auch Umweltschützer haben beim Ausbau wegen des Eingriffs in die Natur eine Reihe von Bedenken. Derzeit liegen 81 Anträge für Offshore-Anlagen vor. Davon wurden bisher 21 Projekte mit insgesamt 1.497 Windrädern bewilligt, 18 in der Nordsee, drei in der Ostsee.