BASF
Der Chemiegigant fördert seit langem nachhaltige Entwicklung - aus Geschäftsinteresse
Als der Rhein sich vor zwanzig Jahren rot färbte und massenhaft tote Fische im Wasser trieben, tobte der Streit um laxe Standards in der Chemieindustrie. Beim Generika-Hersteller Sandoz hatte es gebrannt, verseuchtes Löschwasser lief in den Fluss. Die Zeiten haben sich geändert. Heute ist ausgerechnet der Chemie-Gigant BASF das weltweit erste Industrieunternehmen mit einer umfassenden Bilanzierung seiner Emissionen des Klimakillers CO2.
Und dies nicht allein bei den eigenen Abgasen, die von 2002 bis 2020 um ein Viertel verringert werden sollen, sondern mit Blick auf die produktspezifischen Emissionen bei Lieferanten und Kunden, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. Mit dem schönen Ergebnis, dass die Produkte mehr Energie einsparen als sie verbrauchen, weil BASF etwa Dämmstoffe für den Hausbau herstellt. Dass richtig gerechnet wurde, hat das unabhängige Freiburger Öko-Institut bestätigt.
Nachhaltigkeit sei ein "strategischer Ansatz", sagt Ulrich von Deessen, Klimaschutzbeauftragter der BASF. "Sie minimiert Risiken, fördert das Geschäft und trägt dazu bei, Geschäfte zu generieren" - also durch richtiges Handeln heute die Märkte von Morgen für sich zu gewinnen. Auch wenn der Effekt sich nicht in Euro und Cent berechnen lasse, gehe es ums Geschäft. "Ein Unternehmen braucht überall dort Akzeptanz, wo es tätig ist", erklärt Deessen. Das mag wirken wie ein weicher Wettbewerbsfaktor - ist aber ein ziemlich harter.
"Die wichtigsten Emissionen kommen bei der Chemie-Industrie nicht mehr aus den Schornsteinen und Abwasserrohren", sagt Manfred Krautter von Greenpeace, "sondern aus dem Werkstor." Die Produkte selbst seien es, jedenfalls einige, die wenig nachhaltig seien. Giftige Schädlingsbekämpfungsmittel zählt Krautter ebenso dazu wie Weichmacher für Kunststoffe. Man nehme die Bedenken ernst, heißt es bei BASF, und habe bereits alternative Weichmacher entwickelt. Die herkömmliche Substanz aber sei lange "mit großem Nutzen eingesetzt" worden und nicht einfach zu ersetzen. Pflanzenschutzmittel wiederum seien unabdingbar für die Welternährung. "Bei der Entwicklung neuer Produkte legen wir großen Wert auf die Produktsicherheit", heißt es beim Ludwigshafener Chemiekozern. Das zeigt: Die Kampagnen der Ökos haben Wirkung - eben weil Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsfaktor ist.
Freiwillig mache BASF viel für die Umwelt, ist bei Umweltvertretern zu hören. Sobald es aber um staatlichen Zwang gehe, falle der Konzern durch hartes und effizientes Lobbying auf. Dann sei "die BASF der Anführer der Gegner", sagt Krautter. Das gelte bei der Chemikalienrichtlinie Reach und beim europäischen Emissionshandel. Offiziell allerdings unterstützt BASF bei Reach die Ziele und bemängelt nur die Umsetzung.
Am Ende sind wohl doch die Kosten der beste Treiber. BASF lässt gerade erforschen, wie mit den Stoffwechselprozessen gentechnisch veränderter Kleinstlebewesen aufwendige chemische Prozesse zur Herstellung bestimmter Stoffe ersetzt werden können. Die Einzeller mögen keine Hitze, sie arbeiten bei Zimmertemperatur. Das ist umweltfreundlich, weil weniger Energie nötig ist. Und es spart Geld - einfach, weil es effizienter ist. Effizienz aber ist der Wettbewerbsfaktor schlechthin.