Vor einigen Jahren klang "Bologna" in den Ohren deutscher Bildungspolitiker noch wie eine Verheißung: Die in der italienischen Stadt beschlossene europaweite Uni-Reform sollte alles besser machen: den Bummelstudenten das Trödeln austreiben und junge Leute idealerweise mit 23 - perfekt für den Arbeitsmarkt qualifiziert - aus der Uni ausspucken. Heute hat "Bologna" einen fast so unheilvollen Klang wie sonst nur "Pisa", bei dem in Deutschland inzwischen mehr Menschen an Schulversager als an den Schiefen Turm denken. Jüngere Semester kennen vermutlich nicht einmal mehr den Begriff des "Bummelstudenten"; dafür beschweren sie sich über überladene Stundenpläne und ein Studium im Schweinsgalopp. Sechs Semester sind eben zu kurz, um vom Abiturienten zum Ingenieur, Biologen oder Historiker zu werden. Das findet auch der Grünen-Parteichef Cem Özdemir, der sich im besetzten Audimax der Stuttgarter Uni mit den Protestierenden verbrüderte. Etwas überraschend ist deshalb die Nachricht, dass Özdemir zwar sechs Semester zu kurz für die Bildung findet, für eine andere Lebensaufgabe aber nur sechs Wochen eingeplant hat: So lange will er nämlich nach der Geburt seines zweiten Kindes in Vaterzeit gehen. Eineinhalb Monate lang will der Schwabe sein Programm als Grünen-Parteichef "herunterfahren". Was er plant, könnte man gewissermaßen als "Wickel-Bachelor" beschreiben: Erziehung im Schnelldurchlauf, Windeln wechseln und dabei noch Wähler werben. Nach sechs Wochen wird Özdemir nämlich bestens für den politischen Arbeitsmarkt qualifiziert sein: Als emanzipierter Mann kann man bei urbanen Grünen-Wählern jede Menge Punkte sammeln. Die Studenten beschweren sich, dass nur 40 Prozent ihre Grundkenntnisse aus dem Bachelor in einen Masterstudiengang vertiefen könnten. Bei Vätern in Bachelor-Elternzeit wäre diese Quote ein Traum.