Sieht man vom Grandseigneur Manfred Rommel ab, so greifen Kommunalpolitiker eher selten zur Feder. Und wenn doch, dann kommen meist Storys fürs örtliche Publikum heraus. Auch die Geschichten von Freiburgs Ex-Rathauschef Rolf Böhme (1982 bis 2002) über die Kämpfe um Hausbesetzungen, Straßenbau oder neue Tagungsstätten und Messen bergen viel Lokalkolorit in sich. Gleichwohl vermittelt dieses Buch die Erkenntnis, dass sich der mühsame Interessenausgleich auf kommunaler Ebene nicht grundlegend unterscheidet von den Mechanismen der "hohen" Politik in Bundestag und Regierung: Das offenbaren Einblicke in Böhmes Bonner Zeit vor 1982 als SPD-Abgeordneter unter der Fuchtel Herbert Wehners und als Finanzstaatssekretär unter dem gestrengen Helmut Schmidt.
Eines lehrt dieses Buch ebenfalls: Heute profitiert eine Stadt wie Freiburg von der unter Böhme geförderten Umweltwirtschaft, doch der Gleichklang von Ökonomie und Ökologie stellt sich nicht von selbst ein, sondern ist stets neu auszufechten. Dieser Dauerclinch während der Breisgauer Regentschaft des heute 75-Jährigen ist derzeit auch beim globalen Ringen um den Klimawandel zu beobachten.
Geschichten vom Amt.
Herder-Verlag, Freiburg 2009; 176 S., 14,95 ¤