Mehr Kinder gleich mehr Rente. Das schlägt das Europaparlament als einen Weg vor, um die Folgen des Überalterns der Gesellschaft zu entschärfen. Mit einem Rentenbonus je nach Kinderzahl sollen die EU-Mitgliedstaaten gegen den demografischen Wandel in Europa vorgehen. Steuervorteile für Eltern, mehr Teilzeit-Jobs, Telearbeit und flexible Arbeitszeiten sowie ein Umbau der Rentensysteme zählen die Parlamentarier ebenfalls zu den notwendigen Reformen in der Familien- und Sozialpolitik der Mitgliedstaaten.
Wegen Mutterschutz und Elternurlaub eingelegte Berufspausen dürften sich nicht negativ auf Rentenansprüche von Frauen auswirken, forderten die EU-Abgeordneten in einem Bericht zur demografischen Zukunft Europas. Ein Rentenzuschlag pro Kind könne die bestehenden Unterschiede in den Betriebsrenten von Männern und Frauen ausgleichen. Auch das Pflegen von älteren Angehörigen müsse angerechnet werden.
Die EU steht vor einem beispiellosen Wandel ihrer Bevölkerungsstruktur, der die ganze Gesellschaft beeinflussen wird. Obwohl die Menschen statistisch gesünder sind und länger leben, werden immer weniger Kinder geboren. Unerbittlich wird die Alterspyramide auf den Kopf gestellt und verformt. Hauptursache ist eine stetig sinkende Geburtenrate in der EU. Derzeit liegt sie bei durchschnittlich 1,5 Kindern pro Frau (Deutschland: 1,4) und damit weit unter der für die Erneuerung einer Generation nötigen Schwelle von etwa 2,1 Kindern.
EU-Berechnungen zufolge werden der Union bis 2030 rund 20,8 Millionen Menschen im arbeitsfähigen Alter fehlen. Zwei Arbeitnehmer müssen dann für einen Rentner aufkommen. Wegen des demografischen Wandels werden die öffentlichen Ausgaben bis zum Jahr 2050 um geschätzte zehn Prozent steigen und das Wirtschaftswachstum in der EU um gut ein Prozent schrumpfen. Damit Familie und Beruf sich besser vereinbaren lassen, müssten die Mitgliedstaaten ihre Kinderbetreuungssysteme ausbauen, forderte das EU-Parlament vergangene Woche. Das bereits 2002 von den Mitgliedstaaten unterschriebene Ziel sieht vor, bis 2010 für mindestens ein Drittel der unter Dreijährigen und für 90 Prozent der Kinder zwischen drei Jahren und dem Schulalter einen Betreuungsplatz zu schaffen.