Bundestagspräsident Norbert Lammert zum Tag der Deutschen Einheit
Zum Tag der Deutschen Einheit hat Bundestagspräsident Norbert Lammert die Deutschen aufgefordert, "lieber öfter einmal die Mut machenden Erfolgsgeschichten zu erzählen, statt die unbestreitbaren Lasten zu beklagen". In Schwerin sagte der Parlamentspräsident am Mittwoch, dem 3. Oktober, man habe allen Grund, die große Aufbauleistung der Bürgerinnen und Bürger der vergangenen Jahrzehnte in beiden Teilen Deutschlands zu würdigen.
"Nirgendwo sonst und nie zuvor hat ein Teil eines Landes einem
anderen Teil in vergleichbarem Maße geholfen", sagte Lammert
anlässlich des Festaktes in Schwerin. Viel zu selten
würden "die Erfolge, um die uns unsere Nachbarn im
Übrigen beneiden", hinreichend wahrgenommen. "Nicht
überall blühen die Landschaften, aber manche
Veränderungen sind spektakulär."
Gleichzeitig, so Lammert, müsse die unbedingt notwendige
Aufarbeitung der DDR-Verbrechen unter konsequent rechtsstaatlichen
Prinzipien weitergehen. Auch angesichts der nun beschlossenen
Opferrenten blieben Fragen: "Haben wir uns im wiedervereinigten
Deutschland nicht zu lange mit den Tätern und zu wenig mit den
Opfern beschäftigt? Ist der Eindruck gänzlich
unberechtigt, das 'Neue Deutschland', die demokratische Republik
habe gegenüber den Opfern des Unrechts weniger
Großzügigkeit aufgebracht als gegenüber den
Tätern?", so Lammert.
Lammert forderte die Errichtung eines Freiheits- und
Einheitsdenkmals in Berlin. Dies wäre "ein wichtiger Beitrag,
der längst überfällig ist": "Wir haben aus gutem
Grund insbesondere in der Hauptstadt zahlreiche auffällige
Stätten der Erinnerung an die Verbrechen zweier Diktaturen in
Deutschland", so Lammert. "Es gibt keinen vernünftigen Grund,
nicht auch in ähnlich demonstrativer Weise der Freiheits- und
Einheitsgeschichte unseres Landes zu gedenken."
Zum Tag der Deutschen Einheit lud das Parlament ins "Forum Bundestag" auf dem Bürgerfest in Schwerin ein. Hier konnten Bürger in die Haut von Bundestagsabgeordneten schlüpfen. Bis zu 120 Teilnehmern bot das interaktive Rollenspiel Gelegenheit, die Arbeit der Parlamentarier kennen zu lernen.