Wissenschaftliche Dienste des Bundestages
Die Wissenschaftlichen Dienste, kurz WD, sind die Denkfabrik des Deutschen Bundestages. Sie unterstützen die Abgeordneten bei ihrer politischen Arbeit in Parlament und Wahlkreis durch Fachinformationen, Analysen und Gutachten. Inhaltlich decken die Fachbereiche das gesamte Spektrum der Rechtsgebiete und Politikfelder ab. Sie bearbeiten Anfragen von Abgeordneten, die diese im Rahmen ihrer Mandatsausübung zu jedem bundespolitischen Thema stellen können. Eine Auswahl von Arbeiten der Wissenschaftlichen Dienste kann im Internetangebot des Bundestages abgerufen werden.
Dort kann jeder Bürger auf die Veröffentlichungsreihen "Aktueller Begriff" und "Europa-Thema" zugreifen. Im "Aktuellen Begriff" erläutern die Wissenschaftlichen Dienste Hintergründe zu wichtigen Themen, die derzeit diskutiert werden. So kann man sich zum Beispiel darüber informieren, wie sich das Second Life entwickelt, was es mit Podcasting und Gendoping auf sich hat, welche Geschichte der G8-Gipfel hat und vieles mehr.
In den "Europa-Themen" wird unter anderem erklärt, welche Rolle die Nabucco-Gaspipeline in der EU-Energieaußenpolitik spielt, wie es um die bilateralen Beziehungen zwischen EU und der Ukraine steht oder wie die Europäische Atomgemeinschaft funktioniert.
Seit seiner Entstehung 1949 verfügt der Deutsche Bundestag über Wissenschaftliche Dienste. Anfangs beschränkten sich die Aufgaben der Wissenschaftlichen Dienste vor allem auf die Dokumentation durch Parlamentsbibliothek und -archiv sowie der Parlamentsdokumentation (vormals Sach-und Sprechregister). Seit Mitte der 50er Jahre entwickelte sich hieraus ein wissenschaftlicher Fachdienst, der im Jahre 1964 als eigenständige Organisationseinheit etabliert wurde.
Heute sind die Wissenschaftlichen Dienste in 11 Fachbereiche mit insgesamt etwa 50 Gutachtern unterteilt. Die Fachbereiche unterstützen die Abgeordneten bei ihrer Arbeit, indem sie komplexe Zusammenhänge knapp und präzise darstellen, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Parlamentsarbeit. Im Jahr erstellen die Gutachter zwischen 2000 und 3000 Ausarbeitungen und Dokumentationen.
Die Qualifikationen der Mitarbeiter mit akademischem Werdegang, die ungefähr ein Drittel des Personalbestandes der Abteilung Wissenschaft stellen, sind vielfältig. Ungefähr die Hälfte aller Mitarbeiter des Höheren Dienstes sind Volljuristen. Es folgen Politikwissenschaftler, Historiker und andere Geistes- und Sozialwissenschaftler sowie Volkswirte und einige Naturwissenschaftler.
Die Mitarbeiter dieser parlamentarischen Denkfabrik greifen auf vorliegende wissenschaftliche Erkenntnisse zurück und betreiben in der Regel keine eigene Forschung. Insofern unterscheiden sich die Aufgaben der Fachbereiche von denen universitärer Einrichtungen. Zu den Dokumentationsdiensten gehören die Bibliothek, das Archiv und die Parlamentsdokumentation (vormals Sach-und Sprechregister), deren Service-Leistungen auch von den Abgeordneten, Journalisten und Wissenschaftlern in Anspruch genommen werden.
Das Referat WD 1 stellt außerdem das Sekretariat der Jurys für den Wissenschafts- und den Medienpreis des Deutschen Bundestages sowie für den Deutsch-Französischen Parlamentspreis. Außerdem ist der Fachbereich für den Inhalt der parlamentshistorischen Ausstellung "Wege, Irrwege, Umwege" des Deutschen Bundestages verantwortlich.
Die "Hotline W" ist die meistgenutzte Schnittstelle zwischen den Abgeordneten und den Fachbereichen. Sie wurde 1997 eingerichtet und erfasst den Großteil der Aufträge, klärt die fachliche Zuständigkeit und delegiert die Aufträge an den zuständigen Fachbereich. Etwa jede dritte Anfrage kann die Hotline selbst ohne Einschalten eines Gutachters beantworten. Die Mitarbeiter sind an die weltweit wichtigsten Datenbanken angeschlossen und wissen, wo im Bundestag welche Ressourcen vorgehalten werden, was die Bibliothek, das Parlamentsarchiv oder die Pressedokumentation leisten können.