Wissensbasis für Abgeordnete, Mitarbeiter und Wissenschaftler
Jedes Jahr am 24. Oktober lenkt der "Tag der Bibliotheken" die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die rund 11.500 Bibliotheken in Deutschland. Die Bibliothek des Deutschen Bundestages ist eine der größten und modernsten Parlamentsbibliothek weltweit.
"Beeindruckend" - so lautete das einstimmige Urteil der Besucher, die beim diesjährigen "Tag der Ein- und Ausblicke" die Bundestagsbibliothek besichtigen durften. Kein Wunder: Wer den Lesesaal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus betritt, dem bietet sich durch die riesige Glasfront ein einmaliger Ausblick auf Spree und Reichstagsgebäude, festgehalten wie in einem Panoramabild.
Nicht immer war die Bibliothek des Deutschen Bundestages so komfortabel untergebracht. Seit ihrer Gründung 1949 musste sie meist mit provisorischen Räumlichkeiten vorlieb nehmen. Mit dem Umzug des Bundestages von Bonn nach Berlin im Frühjahr 2004 bot sich erstmals die Chance für einen Neubau, der sich an den speziellen Bedürfnissen einer Parlamentsbibliothek und ihrer Nutzer orientiert. Der Architekt Stephan Braunfels hat diese Chance eindrucksvoll zu nutzen gewusst und viel Lob vor allem für den lichtdurchfluteten Lesesaal bekommen. Zu den klaren Strukturen des Baus sollten die integrierten Kunstwerke passen. Deshalb stimmten noch in der Entwurfsphase Künstler und Architekt ihre Ideen aufeinander ab.
Die blau leuchtende Neoninstallation mit dem Titel "Blauer Ring", die der italienische Künstler Maurizio Nannucci entworfen hat, ist schon von außen durch die Glasfassade der Bibliotheksrotunde sichtbar. Inspiriert durch einen Text der Philosophin Hannah Arendt weist Nannucci auf das Spannungsverhältnis zwischen den Grundrechten Freiheit und Gleichheit hin.
"Freiheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns unter Gleichen/Gleichheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns für die Freiheit", heißt es auf dem Schriftband, das kreisförmig über eine Länge von achtzig Metern im Rund unterhalb der Decke des Lesesaals verläuft.
So geglückt die Synthese ist, die Kunst und Architektur hier eingehen - die Hauptrolle spielen natürlich die Bücher. In der Rotunde, dem zylinderförmigen Herzstück des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, befindet sich auf fünf Ebenen der Lesesaal mit rund 20.000 Bänden Präsenzliteratur. Der Großteil des Bestandes lagert in einem modern ausgestatteten Magazin in den Untergeschossen. Das Ziel ist es, den Nutzern - vorwiegend Abgeordnete und ihre Mitarbeiter - möglichst umfassendes Informationsmaterial zur Verfügung zu stellen. Denn gute Politik ist auf fundierte Informationen angewiesen.
Auch elektronische Quellen spielen eine zunehmend große Rolle. Über ihr Intranet Portal bietet die Bibliothek elektronische Publikationen, vorrangig Zeitschriften im Volltext, an.
Die Hauptsammelgebiete der Bibliothek sind - natürlich - Politik, öffentliche Verwaltung, Recht, Wirtschaft, Sozialwissenschaften und Neuere Geschichte. Doch auch naturwissenschaftliche Publikationen und sogar Reiseführer stehen in den Regalen.
Für den Laien ist es gar nicht so einfach, dieses vielfältige Informationsangebot optimal zu nutzen. Die Mitarbeiter der Bibliothek legen deshalb großen Wert auf persönliche Betreuung und Beratung. Auf Anfrage führen sie Literaturrecherchen durch und stellen Material zu komplexen Themen zusammen. Dazu gehört auch die Suche nach passenden Zitaten, etwa für die Rede eines Abgeordneten.
Dieser Service kommt gut an, denn für zeitintensive Literatursuche haben Abgeordnete und Referenten in den hektischen Sitzungswochen oft keine Zeit. Rund 50.000 solcher Auskünfte erteilen die Bibliothekare jährlich.
Der Öffentlichkeit ist die Bibliothek grundsätzlich nicht zugänglich. Als Parlamentsbibliothek hat sie das vorrangige Ziel, die Arbeit der Abgeordneten zu unterstützen. Allerdings wird Wissenschaftlern auf Anfrage eine zeitlich befristete Nutzung ermöglicht. Interessierten Bürgern bietet der Bundestag Gelegenheit, der Bibliothek im Rahmen von Kunst- und Architekturführungen einen Besuch abzustatten.