Experten äußerten sich im Finanzausschuss
Sachverständige haben die mit dem zweiten Konjunkturpaket der Koalitionsfraktionen vorgesehenen Maßnahmen wie die Änderung der Kraftfahrzeugsteuer und die Abwrackprämie in einer öffentlichen Anhörung des Finanzausschusses am Montag, dem 9. Februar 2009, positiv bewertet. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) erklärte, mit der Neuregelung der Kfz-Steuer werde eine Hängepartie für die Autokäufer beendet. Es sei überfällig, dass man zu einer Lösung komme.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sagte zum Gesetzentwurf von
CDU/CSU und SPD zur Sicherung von Stabilität und
Beschäftigung in Deutschland (
16/11740), Maßnahmen wie die
Abwrackprämie für Altautos hätten schon jetzt eine
positive Auswirkung auf den Arbeitsmarkt. Bei der Änderung der
Kfz-Steuer hätte man sich aber eine stärkere Ausrichtung
auf den Kohlendioxidausstoß der Fahrzeuge vorstellen
können.
Nach der Neuregelung spielt auch der Hubraum eines Fahrzeuges weiterhin eine Rolle bei der Steuerhöhe. Der ADAC wies darauf hin, eine völlige Steuerbefreiung von Fahrzeugen, die deutlich unter den Kohlendioxid-Grenzwerten bleiben, wäre sinnvoll gewesen. Das würde in Deutschland einen starken Kaufanreiz auslösen.
Der Verband der Automobilindustrie erklärte, man hoffe, dass
die Nachfrage auf den internationalen Märkten 2010 wieder
anspringe. Bis dahin könnten die Maßnahmen des
Konjunkturprogramms II eine "wichtige Brückenfunktion"
einnehmen, um die Probleme auf dem Binnenmarkt abzufedern. Das
Konjunkturprogramm enthalte erfreuliche Signale für den
Automarkt, aber alles hänge davon ab, ob die internationalen
Märkte wieder anspringen werden.
Der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes unterstrich, die vom Kabinett beschlossenen Maßnahmen würden helfen, die in den nächsten Monaten aus der Wirtschaftskrise zu erwartenden Folgen deutlich abzumildern. Die Ungewissheit über die neue Kfz-Steuerregelung habe in letzter Zeit zu einer deutlichen Kaufzurückhaltung geführt.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wies auf ein enormes
Missbrauchspotenzial bei der Abwrackprämie hin. Sollten die
Bestimmungen für die Prämie nicht geändert werden,
werde aus der Abwrackprämie ein "Förderprogramm für
die organisierte Kriminalität". Funktionierende Fahrzeuge
würden nicht verschrottet, sondern gingen in den Export.
Die DUH kritisierte, dass die Kfz-Briefe keine besonderen Vermerke über die Verschrottung enthalten würden, sodass zu den Verwertungsbetrieben gebrachte Fahrzeuge wieder angemeldet werden könnten. Aber auch mit einem Vermerk im Kfz-Brief könne die Export-Problematik nicht gelöst werden. Die DUH wies darauf hin, dass Schweden die Verschrottungsprämie wieder abgeschafft habe, weil man die Missbrauchsprobleme nicht in den Griff bekommen habe.
Dagegen hält der Zentralverband des Kraftfahrzeuggewerbesden
Missbrauch nicht für ein Problem der Kraftfahrtzeugbranche,
sondern der Verwertungsbranche. Wenn mit den Verwertungsnachweisen
Missbrauch getrieben werde, dann gebe es gesetzliche
Sanktionsmöglichkeiten.
Die Überführung der Kfz-Steuer in die Zuständigkeit des Bundes begrüßten die Sachverständigen. Die Deutsche Steuergewerkschaft betonte, wenn alle Steuern des Verkehrsbereichs beim Bund liegen würden, sei eine "Politik aus einem Guss" möglich. Auch die Bundessteuerberaterkammer hatte keine Einwände.