Portugals Staatspräsident Cavaço Silva zu Gast im Deutschen Bundestag
Regierungen und Parlamente sollten in der Wirtschaftskrise der Versuchung widerstehen, "unangenehme Maßnahmen" auf Kosten der Nachbarländer zu beschließen. Darin sind sich Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert und der portugiesische Staatspräsident Prof. Dr. Aníbal Cavaço Silva einig. Anlässlich seines fünftägigen Staatsbesuchs in Deutschland stattete Cavaço Silva dem Bundestag am Mittwoch, dem 4. März, einen Besuch ab und traf sich mit Norbert Lammert zum Meinungsaustausch.
Beide Politiker unterstrichen, dass diese
Krise grundsätzlich in einer "abgestimmten Politik" gemeinsam
angegangen werden müsse, um nicht nur kurzfristig, sondern
langfristig zu operieren. Dabei arbeiten sowohl die Regierungen als
auch die Parlamente im internationalen Rahmen zusammen.
Vor dem Treffen im Berliner Reichstagsgebäude hatte sich
Cavaço Silva in das Gästebuch des Deutschen Bundestages
eingetragen. Der Präsident hält sich noch bis zum 6.
März in Deutschland auf.
Zur Delegation Cavaço Silvas zählen auch vier
Abgeordnete des portugiesischen Parlaments, darunter der
Vizepräsident der Portugiesisch-Deutschen
Parlamentariergruppe, Paulo Rangel, zugleich Fraktionsvorsitzender
der Sozial-Demokratischen Partei PSD, und Teresa Caeiro, die der
Fraktion des Sozialen Demokratischen Zentrums/Volkspartei (DS/PP)
angehört.
Während der Portugiesisch-Deutschen Parlamentarischen "Freundschaftsgruppe", wie es im Portugiesischen heißt, neun Abgeordnete aus vier Fraktionen angehören, zählt die Deutsch-Portugiesische Parlamentariergruppe des Bundestages 13 Mitglieder. Davon gehören fünf der SPD, vier der CDU/CSU, drei der FDP und eines der Linksfraktion an. Vorsitzender ist der Backnanger SPD-Abgeordnete Christian Lange, zugleich Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion.
"Die Beziehungen sind ausgesprochen intensiv und freundschaftlich",
sagt Christian Lange. "Die Parlamentariergruppen treffen sich. Es
gibt einen Verband portugiesischer Unternehmen in Deutschland, es
gibt die Deutsch-Portugiesische Gesellschaft. Die portugiesische
Community ist rege und anerkannt in Deutschland", so der
SPD-Abgeordnete. "Konfliktfälle gibt es keine."
Konstituiert hat sich die Deutsch-Portugiesische Parlamentariergruppe bereits im Januar 1978. Die bisher letzte Delegationsreise in den äußersten Südwesten Europas fand im Jahr 2006 statt. Lange war auch dabei, als Bundespräsident Johannes Rau 2003 Portugal einen Staatsbesuch abstattete. Damals hieß der Gastgeber noch Jorge Sempaio von der Sozialistischen Partei. Cavaço Silva, seit März 2006 im Amt, gehört der oppositionellen Sozial-Demokratischen Partei an.
Der 69-jährige studierte Ökonom war von 1985 bis 1995
Vorsitzender seiner Partei und portugiesischer
Ministerpräsident. In seine damalige Amtszeit fiel der
Beitritt Portugals zur Europäischen Gemeinschaft am 1. Januar
1986.