Die Forderung nach einem Verbot spaltet den Bundestag
In der Frage um den Anbau von gentechnisch verändertem Mais ist der Bundestag gespalten: Während SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke die Aussaat solcher Pflanzen verbieten wollen, sehen Union und FDP in den Verbotsbestrebungen den Versuch, Ängste in der Bevölkerung zu schüren. Dies wurde in einer einstündigen, zum Teil sehr emotional geführten Debatte am Donnerstag, dem 26. März 2009, deutlich.
Im Mittelpunkt der Diskussion stand ein Antrag der Grünen (
16/11919) zum Verbot der gentechnisch
veränderten Maissorte MON810, den die Fraktionsvorsitzende
Renate Künast damit begründete, dass die Auswirkungen der
Pflanzen auf Bodenorganismen bislang nicht untersucht seien.
Erfahrungen mit etwa mit genveränderten Rapssorten in Kanada zeigten auch, dass die herbizidresistenten Pflanzen auf andere Pflanzenarten auskreuzten und so „Superunkräuter“ entstünden, denen mit herkömmlichen Mitteln nicht beizukommen sei.
Unterstützung bekam Künast von der SPD: Für seine
Fraktion erklärte Ulrich Kelber, er sei zwar überzeugt
davon, man könne zwar „lebenslang Bt-Mais essen, ohne zu
erkranken“, dessen Aussaat gefährde aber die
Artenvielfalt, da sie andere Sorten verdränge. Die Landwirte
müssten eine Wahlfreiheit haben, ob sie gentechnisch
veränderte Pflanzen kaufen und anbauen wollten. Er sei der
Ansicht, die Nachteile des veränderten Maises
überwögen zum jetzigen Zeitpunkt dessen Vorteile, die
„bei Null“ lägen. Er würde den Antrag der
Grünen gern unterstützen, werde daran aber vom
Koalitionsvertrag gehindert.
Auch Eva Bulling-Schröter von der Linksfraktion forderte ein Verbot von MON810. Dieser Mais sei ein „Dauerproduzent von Gift“ gegen einen bestimmten Schädling: Genauso gut „könnte man auch jeden Morgen statt Kaffee ein Antibiotikum einnehmen“, weil es denkbar sei, dass im Laufe des Tages ein „hinterlistiger Keim“ daherkomme.
Zudem sei ein großer Teil der Bevölkerung gegen den
Anbau genveränderter Pflanzen; dies müsse akzeptiert
werden. „Das ist Volkes Wille und wir sind schließlich
vom Volk gewählt.“ Sowohl Künast als auch Kelber
und Bulling-Schröter forderten Landwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU), die bei der Debatte nicht anwesend war, dazu auf,
eine schnelle Entscheidung gegen den gentechnisch veränderten
Mais zu fällen, bevor die Zeit für die Aussaat
komme.
Vehement gegen ein Verbot von MON810 argumentierten Union und FDP. Der landwirtschaftliche Sprecher von CDU/CSU-Fraktion, Peter Bleser, führte ein jüngst veröffentlichtes Gutachten der Technischen Universität München an, wonach in einem Dauerfütterungsversuch an Kühen festgestellt worden sei, dass die Verfütterung gentechnisch veränderten Maises weder Auswirkungen auf den Zustand der Tiere noch die Milch gehabt habe.
Er warf den Grünen vor, wissenschaftliche Aussagen zu
ignorieren und „Symbolpolitik“ zu betreiben; in diesem
Verhalten werde „Arroganz sichtbar“. Sie stelle die
weltweit mehr als 13 Millionen Bauern, die auf 125 Millionen Hektar
Land gentechnisch veränderte Pflanzen anbauten, als
„dumm“ dar. Die Praxis werde die Vorbehalte jedoch
widerlegen.
Auch die Liberalen lehnen das geforderte Verbot ab: Die Forderung der Grünen sei „ideologisch begründet“, erklärte Christel Happach-Kasan. Gentechnisch veränderte Pflanzen könnten zur „Ernährungssicherheit“ beitragen. Sie warf insbesondere der CSU vor, in sich in Bayern an einer „Hexenjagd“ gegen Bauern zu beteiligen, die insektenresistenten Mais anbauen wollten. Dass die Bundeskanzlerin dabei zusehe, sei „unzulässig“.
Der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen wurde gegen deren
Stimmen zur Beratung in den Ausschuss für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz überwiesen; dem Wunsch
der Fraktion, sofort abzustimmen, wurde nicht entsprochen.