Deutsch-Französischer Parlamentspreis in Annecy-le-Vieux verliehen
Die Präsidenten des Deutschen Bundestages und der französischen Nationalversammlung (Assemblée nationale), Prof. Dr. Norbert Lammert und Bernard Accoyer, haben am Montag, 30. März 2009, in Anwesenheit der Präsidien beider Parlamente den vierten Deutsch-Französischen Parlamentspreis verliehen. Preisträger sind Dr. Tim Geiger (Deutschland) und Magali Gravier (Frankreich). Die Preisverleihung des mit jeweils 10.000 Euro dotierten Preises fand im Rahmen der gemeinsamen deutsch-französischen Präsidiumssitzung unweit des Genfer Sees in Annecy-le-Vieux (Obersavoyen) statt.
Preisträger Dr. Tim Geiger wurde für sein Werk
"Atlantiker gegen Gaullisten. Außenpolitischer Konflikt und
innerparteilicher Machtkampf in der CDU/CSU 1958-1969"
ausgezeichnet, Magali Gravier
für ihr Werk "Good Bye
Honecker!”.
Geiger untersuchte die in den 1960er Jahren entbrannte Auseinandersetzung zwischen den so genannten "Atlantikern" und den "Gaullisten" in CDU und CSU. Die Atlantiker verfolgten eine enge Bindung an die Schutzmacht USA, während die Gaullisten für die Vision eines "europäischen Europas" des französischen Präsidenten Charles de Gaulle standen.
Magali Gravier untersuchte die Transformation ausgewählter
Verwaltungen nach der deutschen Einheit in Brandenburg und Sachsen.
Dabei gelang der Autorin nicht nur eine überzeugende
theoretische Darstellung der Mechanismen dieses historischen
Prozesses, sondern insbesondere eine einfühlsame Beobachtung
der "Identitätstransformation", also der mentalen
Herausforderung der Betroffenen. Magali Gravier ist die erste Frau
unter den bisherigen Preisträgern.
Über die Auswahl der Preisträger entscheidet eine deutsch-französische Jury unter dem Vorsitz der Präsidenten der beiden Parlamente. Ihr gehören jeweils zwei Abgeordnete des Deutschen Bundestages und der Assemblée nationale sowie zwei deutsche und zwei französische Wissenschaftler an.
Die Anzahl der deutschsprachigen Bewerbungen hat sich
gegenüber dem letzten Ausschreibungsverfahren mehr als
verdoppelt. Insgesamt wurden auf deutscher Seite 45 Bewerbungen
angenommen, auf französischer Seite 21.
Die Auslobung des Deutsch-Französischen Parlamentspreises wurde anlässlich des 40. Jahrestages der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages beschlossen. Gemeinsam mit dem französischen Nationalparlament, der Assemblée nationale, vergibt der Deutsche Bundestag seit 2004 die Auszeichnung für herausragende wissenschaftliche Arbeiten, die sich sowohl mit Frankreich als auch mit Deutschland beschäftigen und zur besseren gegenseitigen Kenntnis der beiden Länder beitragen.
Die Preise, die jeweils an einen deutschen und einen
französischem Staatsbürger gehen, werden bei den
gemeinsamen Sitzungen der beiden Parlamentspräsidien
verliehen. Die Jury unter dem
Vorsitz der beiden Parlamentspräsidenten setzt sich aus je
zwei Abgeordneten und Wissenschaftlern aus Frankreich und
Deutschland zusammen.