Linksfraktion konnte sich mit 17 Initiativen im Bundestag nicht durchsetzen
Die Linksfraktion ist am Donnerstag, 28. Mai 2009, im Bundestag mit ihrem Vorhaben gescheitert, Verbesserungen für bestimmte Gruppen von Rentenbeziehern in Ostdeutschland zu erreichen. Sie wollte das Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetz aus dem Jahr 1991 ändern, das die aus einem Zusatz- oder Sonderversorgungssystem der DDR stammenden Renten neu regelte. In namentlicher Abstimmung stimmten die Abgeordneten klar gegen einen entsprechenden Gesetzentwurf und 16 Anträge der Fraktion.
Ergebnis der namentlichen Abstimmungen
Wie Die Linke betonte, hätten dem Gesetz inzwischen mehrere
Urteile des Bundesverfassungsgerichts bescheinigt, dass es in
Teilen verfassungswidrig sei.
"Auch künftige Rentner betroffen"
Trotz mehrerer Änderungen des Gesetzes erkannte Die Linke in zahlreichen Aspekten eine ungerechte Behandlung von Rentnerinnen und Rentnern aus den neuen Bundesländern und sah Nachbesserungsbedarf. In ihrem Gesetzentwurf ( 16/7035) plante die Fraktion unter anderem, dass Entgelte von staatsnahen Beschäftigten in der DDR bei der Rentenberechnung wie die anderer Versicherter behandelt werden sollten.
In seiner Rede kritisierte der Fraktionsvorsitzende der Linken,
Gregor Gysi, "Überführungslücken und
Versorgungsunrecht" in den geltenden Regelungen sowie das
Rentenstrafrecht. "Die herrschenden Ungerechtigkeiten betreffen
nicht nur jetzige Rentnerinnen und Rentner, sondern auch
zukünftige Rentnergenerationen", mahnte er.
Heftige Kritik
Darüber hinaus wollte die Linksfraktion in insgesamt 16 Anträgen ( 16/7019, 16/7020, 16/7021, 16/7022, 16/7023, 16/7024, 16/7025, 16/7026, 16/7027, 16/7028,16/7029, 16/7030, 16/7031, 16/7032, 16/7033, 16/7034) angebliche Benachteiligungen für bestimmte Berufs- und Personengruppen beenden. "Eine gleiche Lebensleistung", so Gysi, müsse in Ost und West "zu einer gleichen Rente führen".
Bei den anderen Parteien stießen die Vorlagen der
Linksfraktion auf heftige Kritik. "Vieles in den Anträgen ist
Wiederholung und wurde bereits ausführlich in
parlamentarischen Verfahren überprüft", sagte der
SPD-Abgeordnete Franz Thönnes, zugleich Parlamentarischer
Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und
Soziales, und nannte die Vorschläge "aktionistisches
Stückwerk". Paul Lehrieder (CDU/CSU) urteilte über die
Vorlagen der Linksfraktion, diese führten zu Ungerechtigkeiten
in anderen Gruppen.
Verbesserung erforderlich
Die CDU-Abgeordnete Maria Michalk unterstellte, dass die Anträge "nicht zu Ende gedacht" seien. Da der Angleichungsprozess jedoch ins Stocken geraten sei, sei es durchaus geboten, sich über das Thema zu unterhalten, räumte Michalk ein.
Klaas Hübner (SPD) nannte das Vorgehen der Linken "Theater und
Show", da man "allen alles verspreche" und dabei nicht an einer
Lösung interessiert sei. Für Beantwortung der Rentenfrage
sei ein Abschlussgesetz notwendig, das die Angleichung der Renten
in Ost und West anvisiere. Er kündigte an, dass sich die SPD
in der kommenden Legislatur darum bemühen werde.
Auch FDP und Grüne scheitern mit ihren
Anträgen
Auch die anderen beiden Oppositionsfraktionen hatten Anträge vorgelegt. Die FDP forderte in ihrer Vorlage ( 16/11236) eine Möglichkeit zur Nachversicherung für Menschen, deren Rentenansprüche aus der DDR-Zeit bei der Rentenüberleitung nach 1990 nicht berücksichtigt worden sind. In einem zweiten Antrag ( 16/9482) forderten die Liberalen ein "einheitliches Rentenrecht in Ost und West". "Mit unseren Vorschlägen", so der FDP-Abgeordnete Dr. Heinrich Kolb, "würde die Einheit endlich auch im Rentenrecht vollzogen". Die Anträge wurden mit den Stimmen der Koalition, der Grünen und der Linkspartei abgelehnt.
Bündnis 90/Die Grünen wollten in ihren Anträgen (
16/11684,
16/10375) die Versorgung für Geschiedene
aus den neuen Bundesländern verbessern und den Rentenwert in
Ost und West angleichen. Irmingard Schewe-Gerigk (Bündnis
90/Die Grünen) forderte, dass die Rentenangleichung "nicht auf
die lange Bank" geschoben wird. Eine kurzfristige Lösung sei
möglich. Dabei dürften allerdings - nicht wie von der
Linksfraktion in ihren Vorschlägen getan - neue
Ungerechtigkeiten geschaffen werden. "Mit ihren Vorlagen hat Die
Linke die Mauer in den Köpfen wieder hochgezogen", sagte
Schewe-Gerigk.
Auch die Grünen scheiterten mit ihren Anträgen an den
Stimmen aus CDU/CSU, FDP und Linksfraktion. Mit der Ablehnung
sämtlicher Vorlagen folgten die Abgeordneten den Empfehlungen
des Ausschusses für Arbeit und Soziales (
16/13055,
16/13201).