Experten urteilten im Haushaltsausschuss über das "Bad Banks"-Gesetz
Bankexperten können noch nicht einschätzen, wie hoch das Volumen der in "Bad Banks" auszulagernden Geschäftsfelder und "toxischen Papiere" der Landesbanken ist. Die Deutsche Bundesbank wies in einer öffentlichen Anhörung des Haushaltsausschusses am Montag, 15. Juni 2009, darauf hin, dass die Summe der strukturierten Wertpapiere, die von den Banken (mit Ausnahme der Landesbanken) in Zweckgesellschaften ausgelagert werden könnten, auf 200 bis 230 Milliarden Euro geschätzt werde.
In dem Gesetzentwurf von CDU/CSU und SPD zur Fortentwicklung der
Finanzmarktstabilisierung (
16/13156) ist noch keine Möglichkeit
für die Landesbanken vorgesehen, ihre toxischen Papiere oder
einige ihrer Geschäftsfelder in Zweckgesellschaften
auszulagern. Über die Einfügung einer solchen
Möglichkeit in den Entwurf wollen die Koalitionsfraktionen
beraten. Die Bundesbank vertrat dazu die Ansicht, es sei nicht
möglich, eine Summe zu nennen, da nicht bekannt sei, welche
Felder die Eigentümer der Landesbanken auslagern
würden.
Giftmüll in den Kellern
Dr. Dierk Hirschel vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte, dass die Koalition wieder nur auf ein freiwilliges Modell setze. Daher werde man auch in Zukunft nicht wissen, welchen "Giftmüll" die Banken noch in ihren Kellern hätten. Es bestehe die Gefahr, dass das Rettungspaket nicht angenommen werde. Der Umfang der faulen Papiere könne sogar viermal so hoch sein wie die genannten 200 bis 230 Milliarden, befürchtet der DGB.
Michael Sell von der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wies Vermutungen zurück,
dass die toxischen Papiere grundsätzlich nichts mehr wert
seien. Gleichwohl sehe man einen erheblichen Druck in der
Finanzbranche. Wie die Bundesbank hielt sich auch die BaFin mit
einer Einschätzung der Lage der Landesbanken zurück.
Dr. Christopher Pleister vom Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung wies auf akuten Handlungsbedarf für den gesamten Finanzmarkt hin. Man werde mit verstärkten Eigenkapitalanforderungen zu rechnen haben. Von einem weiteren Wertverlust von Papieren sei auszugehen. Als Beispiele wurden neben US-amerikanischen Papieren Kreditkartenverbriefungen und Finanzierungen aus dem Automobilbereich genannt.
Vor allem der Sparkassen- und Giroverband kritisierte den
Gesetzentwurf und die geplanten Änderungen für die
Landesbanken. Dessen Präsident Heinrich
Haasis erklärte, die Sparkassen stünden zu ihrer
Verantwortung für die Landesbanken, die ihnen zum Teil
gehören. In den letzten Jahren hätten die Sparkassen
einen zweistelligen Milliardenbetrag an die Landesbanken gegeben,
der zum Teil verloren sei.
Als "sehr erschreckend" bezeichnete Haasis den Plan, unterschiedliche Haftungen für Aktiengesellschaften und Landesbanken einzuführen. Während sich die Haftung bei Aktienbanken auf die zur Ausschüttung anstehenden Gewinne beschränke, werde für die öffentlichen Banken eine gesamtschuldnerische Haftung eingeführt. Das würden die Sparkassen nicht verkraften. Haasis verlangte eine Gleichstellung mit den Aktienbanken. Sonst würde man die Stabilität der Sparkassen riskieren.
Thorsten Polleit (Barclays Bank) betonte, der
geplante Abschlag von zehn Prozent für Papiere, die in Bad
Banks ausgelagert werden sollen, werde das Eigenkapital reduzieren.
Der Verband öffentlicher Banken präsentierte dazu eine
Beispielrechnung: Bei einem Volumen der auszulagernden Papiere von
20 Milliarden würde die Zehn-Prozent-Regelung zu einem Verlust
von zwei Milliarden Euro führen. Das könne für eine
Landesbank schon sehr kritisch sein.