Antrag der Bundesregierung am Mittwoch in erster Lesung beraten
In Afghanistan sollen AWACS-Aufklärungsflugzeuge der NATO den gesamten militärischen Flugverkehr koordinieren und Aufgaben zur Unterstützung von Luftoperationen übernehmen. Einen entsprechenden Antrag der Bundesregierung hat der Bundestag am Mittwoch, dem 17. Juni 2009, in erster Lesung beraten und in die Ausschüsse überwiesen. Über den Antrag will der Bundestag in zwei Wochen beschließen.
Dem Antrag (
16/13377) zufolge soll der Einsatz unter
anderem die Erstellung eines Luftlagebildes, die Koodinierung von
Betankungen in der Luft sowie eine Relaisfunktion für den
Kommunikations- und Datenaustausch für alle militärischen
Luftraumnutzer umfassen. Zudem sollen Luftoperationen der
internationalen Schutztruppe unterstützt und der gesamte
militärische Verkehr unter Berücksichtigung ziviler
Nutzer koordiniert werden. AWACS steht für luftgestütztes
Frühwarn- und Kontrollsystem (Airborne Early Warning and Control System).
Das Mandat ist laut Regierung bis zum 13. Dezember 2009 befristet. Eingesetzt werden können bis zu 300 deutsche Soldaten. Zunächst sollen vier AWACS-Maschinen von Geilenkirchen bei Aachen nach Konya in der Türkei verlegt werden. Später wird eine Verlegung auf die arabische Halbinsel angestrebt, sodass die Flugzeuge näher am Einsatzort wären. Die Kosten des Mandats belaufen sich auf bis zu 4,21 Millionen Euro.
In der Debatte verwiesen Bundesverteidigungsminister Dr. Franz
Josef Jung (CDU) und Dr. Gernot Erler (SPD), Staatsminister im
Auswärtigen Amt, auf den zunehmenden Luftverkehr über
Afghanistan. Um die Flugsicherheit zu erhöhen, müssten
Flugbewegungen erfasst, dargestellt und identifiziert werden. Die
derzeit noch unzureichenden Möglicheiiten zur Überwachung
und Koordinierung des Luftraums mache es dringend erforderlich, die
AWACS-Flugzeuge zu entsenden,
um die in Afghanistan eingesetzten Soldaten zu schützen.
Die AWACS-Flugzeuge verfügten weder über die Fähigkeit zur Bodenaufklärung noch hätten sie eine Feuerleitfähigkeit für Luft-Boden-Einsätze. Sie hätten auch nicht die Aufgabe, geplante Luftoperationen der US-geführten "Operation Enduring Freedom" (OEF) zu koordinieren, der zweiten militärischen Operation in Afghanistan neben der NATO-geführten internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe ISAF (International Security Assistance Force). Aber die wchselseitige Nothilfe zwischen Einbheiten der beiden Operationen bleibe wie bisher zulässig. Deutschland sei mit 40 Prozent Anteil an den Soldaten am Einsatz beteiligt, sagte Jung.
Die Regierung setzt sich darüber hinaus für einen
Wiederaufbau der afghanischen Kapazitäten in der zivilen
Luftverkehrskontrolle ein. Dazu solle die Flughafeninfrastruktur
angepasst und ausgebaut werden. Bereits begonnen wurde zusammen mit
den Vereinigten Arabischen Emiraten der Aus- und Umbau des
Flughafens Mazar-e Sharif im Norden des Landes, der bis 2011
abgeschlossen sein soll.
Der SPD-Abgeordnete Dr. Hans-Dieter Bartels bezifferte die Zahl der deutschen Soldaten in Auslandseinsätzen auf gut 7.000, zu Spitzenzeiten seien es 10.000 gewesen. So wie es heute keinen deutschen Soldaten mehr in Mazedonien gebe, hoffe man, eines Tages auch den Einsatz in Afghanistan beenden zu können.
Dr. Rainer Stinner (FDP) sagte, der AWACS-Einsatz sei gut, wenn er
einen Beitrag dazu leiste, die Soldaten zu schützen. Stinner
signalisierte Zustimmung seiner Fraktion: "Wir erkennen die
Sinnhaftigkeit des Einsatzes."
Paul Schäfer (Die Linke) sagte hingegen, bei AWACS gehe es "am Allerwenigsten um zivile Luftsicherung". Die Entscheidung, die AWACS-Flugzeuge zu entsenden, sei ein Resultat des intensivierten Krieges. Demnächst seien mehr als 100.000 ausländische Soldaten in Afghanistan.
Winfried Nachtwei (Bündnis 90/Die Grünen) nannte die Zahl
von 15 zivilen Fluggesellschaften, die bereits in Afghanistan
tätig seien. "Der Schutz der Bevölkerung ist das A und
O'", so Nachtwei. Erforderlich sei eine Perspektive, bis wann eine
zivile Flugsicherung im Land aufgebaut werden kann. "Der
AWACS-Einsatz kann keine Dauerlösung sein", betonte der
Grünen-Politiker.'