Die Vorstellungen der Gesellschaft über die Gefühle und die Bedürfnisse alter Menschen müssen vielfältiger werden. Das forderte Prof. Dr. Andreas Kruse, Vorsitzender der Sachverständigenkommission zum sechsten Altenbericht der Bundesregierung, während eines öffentlichen Expertengesprächs im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend am Mittwoch, dem 1. Juli 2009. Die Kommission hat die Aufgabe, im sechsten Altenbericht die Altersbilder in der Politik, der Arbeitswelt, den Medien, der Wirtschaft, der Gesundheit und dem bürgerschaftlichen Engagement zu untersuchen. Der Bericht soll voraussichtlich im März 2010 vorgelegt werden, kündigte Kruse an.
Als Zwischenbilanz sei festzustellen,
dass Menschen sich im Alter unterschiedlich entwickelten, sagte
Kruse. Er forderte, diesen Aspekt sowohl in der Diskussion um
Altersgrenzen als auch im Gesetzgebungsprozess künftig
deutlicher zu beachten.
Wichtig sei auch eine öffentliche Diskussion über den Umgang mit Demenzkranken. Hier müsse etwa über neue Wohnformen gesprochen und ein mutigeres Altersbild entwickelt werden, regte Kruse an. "Wir müssen das Bild aufgeben, dass eine Person nur eine Person ist, wenn sie ihre volle kognitive Leistungsfähigkeit besitzt", sagte er.
Für Unternehmen sehe die Kommission eine
"lebenszyklusorientierte Personalpolitik" als sinnvoll an. Das
bedeute, dass Firmen ihre Mitarbeiter von Anfang an darauf
vorbereiten, dass sie viele Jahre arbeiten werden. Hier müsse
man sich etwa Gedanken über geeignete Bildungsmaßnahmen
machen.
In den Medien beobachte er eine Wandlung in der Thematisierung des Alters, führte Kruse aus: "Früher gab es eine starke Akzentuierung von Generationenkonflikten, heute nimmt man Alte zunehmend auch als Kunden wahr." Beim bürgerschaftlichen Engagement bemerke er, dass Träger entsprechender Einrichtungen Senioren weniger als nötig zum Mitarbeiten ansprächen.
Die Unionsfraktion betonte, die Gesellschaft müsse in die
Diskussion um Altersbilder, aber auch bei der Debatte um
Altersgrenzen eingebunden werden. Die FDP-Fraktion fragte, wie es
möglich sei, Menschen zu erreichen, die mit den Jahren
erkennbar an ihre Grenzen stießen, dieses aber nicht
einsähen.
Die SPD-Fraktion wollte wissen, welche Rolle die Geschlechterperspektive im Altenbericht spielt. Der Vertreter der Linksfraktion fragte, ob öffentliche Kampagnen wie Plakataktionen oder Anzeigen zum Wandel von Altersbildern beitragen können.
Bündnis 90/Die Grünen thematisierten das Problem der
Langzeitarbeitslosen. Diese seien während der Phase der
Berufstätigkeit wenig in die Gesellschaft eingebunden und
würden auch nach Erreichen des Rentenalters außen vor
bleiben.