Es ist inzwischen eine gute Tradition geworden, dass der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, im Sommer eine Woche lang durch die Republik reist, um Dienststellen und Standorte der Bundeswehr zu besuchen. Standen in den vergangenen Jahren die Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine im Mittelpunkt, so waren es jetzt die so genannten Spezialisten. Robbe besuchte die Minentaucher in Eckernförde (Schleswig-Holstein), die Heeresaufklärer in Munster (Niedersachsen), die Transportflieger in Wunstorf (Niedersachsen), die Diensthundeführer in Ulmen (Rheinland-Pfalz) und die Panzerpioniere in Bogen (Bayern).
Gleich an der ersten Station seiner Reise, beim Verband der Spezialisierten Einsatzkräfte Marine in Eckernförde, hörte der Wehrbeauftragte Klagen der Soldaten. Zwar sei die Motivation nach wie vor sehr hoch, die Einsatzbereitschaft hundertprozentig gegeben und die Loyalität gegenüber dem Dienstgeber ungebrochen. Auf der anderen Seite aber ließe sich eben auch die Frustration vieler Soldaten nicht mehr leugnen.
Hauptgrund seien die schlechten Rahmenbedingungen, das heißt die offensichtlichen Defizite - vor allem der Mangel an Personal und Material. Für die Minentaucher beispielsweise bedeutete dies, dass von 120 Dienstposten am Standort Eckernförde nur 40 besetzt seien. "Wer will denn noch zu uns, die harte Ausbildung und die Gefahren auf sich nehmen, wenn er dafür nicht angemessen vergütet wird?" Das war die Frage, die bei allen Gesprächen im Raum stand.
Es ging einmal mehr um die Attraktivität des Soldatenberufes - am Beispiel der Minentaucher wurde das erneut deutlich. "Wenn hier nicht schnell gehandelt wird, ist diese Fähigkeit bei der Marine bald nicht mehr vorhanden", befürchtet der Wehrbeauftragte. Schon jetzt würden einige Ausbildungskurse wegen Personalmangels nicht mehr stattfinden, obwohl die Einsatzrealität eigentlich anderes erfordert: Denn beim UNIFIL-Einsatz vor der libanesischen Künste und am Horn von Afrika fehlen Minentaucher.
Aber nicht nur bei der Marine, auch bei der Luftwaffe und beim Heer mehren sich die Probleme. Es mangelt an geeigneten Leuten, es mangelt an Gerät, es mangelt vor allem aber auch an einer verlässlichen Perspektive für die Soldatinnen und Soldaten. Planungssicherheit ist das Wort, das der Wehrbeauftragte auf seiner Sommerreise wohl am häufigsten hört.
Für die Soldaten ist die Planbarkeit ihrer beruflichen und damit auch privaten Zukunft der Kern dessen, wonach sie die Attraktivität ihres Berufes bemessen. "Sie sind bereit, sich über die Maßen hinaus in ihrem Dienst zu engagieren und wollen, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Das ist nur allzu verständlich", so Robbe.
Letztlich zeichnete die Sommerreise genau das gleiche Bild vom Zustand der Streitkräfte, das auch die regulären Truppenbesuche zeigen. Anders war nur, dass die Medien Gelegenheit hatten, an der Seite des Wehrbeauftragten "hinter die Kasernenmauer" zu blicken.
Robbe wollte mit seiner Sommertour ganz bewusst Öffentlichkeit für die Probleme und Sorgen der Soldatinnen und Soldaten schaffen. "Daraus kann gesellschaftliche Anteilnahme und persönliche Empathie erwachsen", so der Wehrbeauftragte. Denn diese vermissen die Soldaten häufig.