Monika Grütters erfuhr vom Mauerfall im Autoradio. Die heutige CDU-Bundestagsabgeordnete befand sich am Abend des 9. November 1989 auf der Berliner Stadtautobahn in Richtung Wedding, als sie die Nachricht hörte. Doch traute sie kaum ihren Ohren: Dass die DDR die Grenzen öffnete, hielt die damals 27-Jährige, die gerade erst für eine Stelle im Museum für Verkehr und Technik nach Berlin gezogen war, für einen Scherz.
"Ich weiß es noch ganz genau: Ich sitze in meinem kleinen Studenten-Corsa, fahre nach Hause und höre die Nachrichten. Plötzlich heißt es: Die Mauer ist auf. Ich dachte: Wie bitte? Was war das denn? Im allerersten Moment war ich wirklich überzeugt, das sei ein Witz, eine Slapstick-Sendung.
Zuhause habe ich natürlich sofort den Fernseher angestellt und gesehen, dass es die Wahrheit war. Ich rief eine Freundin an: Das ist kein Witz, sagte ich zu ihr, das ist Ernst! Die machen tatsächlich die Mauer auf! Ich war fassungslos - noch im selben Moment hatte ich den Impuls, sofort in Richtung Grenze zu fahren. Ich konnte nicht länger zuhause vor dem Fernseher sitzen, ich wollte selbst dabei sein!
Mit der U-Bahn haben meine Freundin und ich dann versucht, so nah wie möglich an die Brücke "Bornholmer Straße“, die damals als erster Grenzübergang zwischen Ost- und West-Berlin geöffnet wurde, heranzukommen. Aber das war schier unmöglich, es waren Menschenmassen auf den Straßen. Unglaublich. Plötzlich hatte man einen ‚Ossi’ im Arm!
Heute redet man oft so abgeklärt und akademisch über die Wende, aber wir waren damals einfach nicht auf diesen Moment vorbereitet. Wir waren erstaunt, fassungslos - und glücklich. Ja, wir haben sogar geheult! Trotz der Kälte blieben wir bis spät in der Nacht.
Am nächsten Morgen war ganz West-Berlin voller Menschen - besonders der Ku’damm. Wo man hinschaute: Überall Ost-Berliner - zu Fuß oder im Trabi. Auf den Straßen war so viel Verkehr, dass es sich zu stauen begann. Im Zentrum ging schließlich gar nichts mehr. Ich erinnere mich daran so genau, weil ausgerechnet an diesem Tag mein Vater zu Besuch nach Berlin kam. Er hatte geplant, an einem Ärztekongress teilzunehmen, und ich sollte ihn vom Zug abholen.
Doch bis zum Bahnhof Zoo kam ich gar nicht durch! Weder mit der U-Bahn, noch mit dem Auto. Ich habe schließlich meinen Vater in Spandau begrüßt: Willkommen, du wirst Zeuge eines historischen Ereignisses!“