Kunstausstellung: Ausgewählt
© DBT
Vom 19. Februar bis zum 16. Mai 1999 stellte der Deutsche Bundestag
seine Kunstsammlung den Bürgern und Bürgerinnen in der
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Deutschland in Bonn vor. Zum ersten Male erhielten auf diese
Weise die Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit, Kunstwerke
aus dem Parlamentsbesitz zu besichtigen, die ansonsten über
zahlreiche, der Öffentlichkeit nicht zugängliche
Parlamentsräumlichkeiten verteilt sind.
Die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages wurde seit Ende der
sechziger Jahre kontinuierlich aufgebaut. Den Grundstock zu der
Sammlung legte
Professor Gustav Stein, seinerseits Bundestagsabgeordneter und
Professor an der Akademie Düsseldorf, später
Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie in
Köln. Seit 1976 wurden die Entscheidungen über
Neuankäufe für die Sammlung von den Abgeordneten der
Kunstkommission bzw. später des Kunstbeirats des Deutschen
Bundestages getroffen.
Im Verlaufe der Ankaufs- und Sammeltätigkeit bildeten sich
Schwerpunkte heraus, die in vier Abteilungen der Ausstellung
veranschaulicht wurden:
Emil Schumacher, ohne Titel. um
1964
© DBT
In einem Prolog wurden Werke jener Künstler vorgestellt, die
den Neubeginn deutschen Kulturlebens in der unmittelbaren
Nachkriegszeit durch den Brückenschlag zu den in der Zeit des
Nationalsozialismus verfemten Künstlern des Expressionismus
eingeleitet haben. Daran schloßen sich die Arbeiten des
Tachismus bzw. Informel aus den fünfziger Jahren an. Sie
machten die Orientierung der westdeutschen Künstler an
Kunsttendenzen bei ihren westlichen Nachbarn in Frankreich, Italien
sowie in den Vereinigten Staaten deutlich.
Abstrakte Kunst wurde zum Sinnbild demokratischer Freiheit. Die
sechziger Jahre setzten die Hauptlinie in der
ungegenständlichen Kunst fort, es herrschten jedoch
geometrisch-konstruktive Bildfindungen vor, wie sie für
Op Art und
Konkrete Kunst kennzeichnend sind.
Die drei den vierziger, fünfziger und sechziger Jahren
gewidmeten Abschnitte reflektierten die Sammeltätigkeit Gustav
Steins und seine zusammenfassende Rückschau auf die
Kunstentwicklung der Nachkriegszeit aus dem Blickwinkel des Jahres
1969. Neben prominenten Künstlern wie Josef Albers, Willi
Baumeister, Ernst Wilhelm Nay oder Emil Schumacher waren auch
weniger bekannte Künstler präsent, deren Werke der
Besucher (wieder-)entdecken konnte.
Strawalde, Tapeten Collage.
1990.
© DBT
In der anschließenden Abteilung wurden Papierarbeiten der
achtziger und neunziger Jahre, beispielsweise von Georg Baselitz,
Michael Morgner, Strawalde oder Bernd Zimmer präsentiert. Seit
der Wiedervereinigung hat das Interesse des Kunstbeirats besonders
Künstlern aus den neuen Bundesländern gegolten, so dass
Arbeiten dieser Künstler neben den bekannten Namen aus der
westdeutschen Kunstszene im Vordergrund standen. Dieser besondere
Akzent in der abschließenden Abteilung verwies bereits auf
den Umzug des Deutschen Bundestages nach Berlin im Jahr der
Ausstellung und stellte auf diese Weise einen sinnträchtigen
Bezug zum Thema dieser "Abschiedsausstellung" her.
Nach der Begrüßung durch den Direktor der Kunst- und
Ausstellungshalle, Wenzel Jacob, hatte der Kurator Kay Heymer das
Konzept der Ausstellung erläutert. Dr. Hermann Otto Solms,
Vizepräsident des Deutschen Bundestages, eröffnete
anschließend die Ausstellung und ludt zur Besichtigung und zu
einem Stehempfang ein.