Berlin: (hib/VOM) Die Insolvenz eines großen oder zeitgleich mehrerer kleinerer so genannter Hedge-Fonds kann andere Akteure am Finanzmarkt, vor allem die Banken, gefährden. Sie kann aber auch die Stabilität der internationalen Finanzmärkte in Gefahr bringen, wie die Bundesregierung in ihrer Antwort ( 16/4301) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion ( 16/4085) unterstreicht. Die Hedge-Fonds gehörten seit Jahren zu den am stärksten wachsenden Branchen innerhalb des Finanzsektors. Ihr Einfluss auf die Finanzmärkte und ihre Bedeutung für die Finanzstabilität habe sich beträchtlich erhöht. Nicht zuletzt wegen des hohen Anlagevolumens, brancheninternen Schätzungen zufolge rund 1,4 Billionen US-Dollar, stelle sich die Frage nach möglichen "systemischen" Risiken, die von den Hedge-Fonds ausgehen können. Ein solches Risiko kann nach Auffassung der Regierung auch durch ein gleichgerichtetes Anlageverhalten bei stark von Fremdkapital getragenen Hedge-Fonds entstehen. Bei abrupten Erwartungsänderungen und Marktumschwüngen könnten bei einem gleichzeitigen Rückzug von Hedge-Fonds Markttrends verstärkt und die Marktliquidität beeinträchtigt werden, heißt es in der Antwort.
Auf der anderen Seite böten Hedge-Fonds erhebliche Chancen. Dem Anleger eröffneten sie die Möglichkeit, eine bessere Streuung des Anlagenkapitals zu erreichen. Hedge-Fonds förderten in der Regel auch die Effizienz der Finanzmärkte. Sie unterstützten den Preisbildungsprozess und trügen dazu bei, Preisineffizienzen auf den internationalen Finanzmärkten zu beseitigen. Sie erhöhten die Liquidität der Märkte. Durch innovative Finanzinstrumente unterstützten sie auch die Entwicklung neuer Segmente auf dem Finanzmarkt.
Die unzureichende Transparenz der Hedge-Fonds-Branche erschwert nach Ansicht der Regierung allerdings eine Beurteilung der von ihnen ausgehenden Risiken. Eine größere Transparenz würde sowohl die Einschätzung von Finanzstabilitätsrisiken als auch die Marktdisziplin stärken, zeigt sich die Regierung überzeugt. Sie strebt nach eigener Aussage einen internationalen Konsens darüber an.
Bisher seien in Deutschland 25 Single-Hedge-Fonds und 15 Dach-Hedge-Fonds genehmigt worden. Die Single-Hedge-Fonds verwalteten als Publikumsfonds rund 1,03 Milliarden Euro und als Spezialfonds 193,3 Millionen Euro, die Dach-Hedge-Fonds als Publikumsfonds 369,2 Millionen Euro und als Spezialfonds 115,2 Millionen Euro. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht habe derzeit acht ausländische Dach-Hedge-Fonds zum öffentlichen Vertrieb ihrer Anteile in Deutschland zugelassen, die über ein Volumen von insgesamt 942,5 Millionen verfügten. Nur wenige deutsche Kreditinstitute hätten nennenswerte Kreditbeziehungen zu Hedge-Fonds, heißt es weiter. Auch Beteiligungen an deren Kapital seien sehr begrenzt. Die Kreditvergabe deutscher Banken an Hedge-Fonds liegt nach Schätzung der Bundesregierung unter 3 Milliarden Euro. Da Dach-Hedge-Fonds als Produkte zunehmend auch an kleinere Privatanleger verkauft würden, seien Regelungen sinnvoll, die den Anlegern eine realistische Einschätzung des Risikos und der Gebühren dieser Anlageform ermöglichen.
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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