Berlin: (hib/SUK) Die Pläne der
Bundesregierung, künftig Fingerabdrücke in Pässen zu
speichern und biometrische Daten im Rahmen von Passkontrollen zu
verwenden, stoßen bei Experten auf ein geteiltes Echo. Bei
einer öffentlichen Anhörung des Innenausschusses am
Nachmittag zu einem entsprechenden Gesetzentwurf der
Bundesregierung (
16/4138) und verschiedener Anträge der
Opposition (
16/854,
16/3046,
16/4159) kamen sowohl Befürworter als auch
Gegner des Vorhabens zu Wort. Während Christoph Busch,
Professor am Fraunhofer Institut für Grafische
Datenverarbeitung, und Gerhard Schabhüser, Abteilungsleiter
Kryptographie am Bundesamt für Sicherheit in der
Informationstechnik, die Aufnahme der Fingerabdrücke in
Passdokumente begrüßten, weil sie ihrer Ansicht nach die
Fälschungssicherheit erhöht und die Bindung des Passes an
seinen Inhaber stärkt, warnten Andreas Pfitzmann, Professor an
der Technischen Universität Dresden und Peter Schaar vor dem
Risiko das mit den Plänen einhergehe. Pfitzmann
befürchtete, künftig könnten Vertreter der
Organisierten Kriminalität oder fremde Geheimdienste
Fingerabdrücke fälschen und so falsche Spuren an Tatorten
hinterlassen. Die Auswirkungen dessen wären "katastrophal".
Auch Lukas Grunwald von der Firma DN-Systems Enterprise Internet
Solutions in Hildesheim bemängelte, die Anforderungen des
Passgesetzes, wonach die Daten gegen unbefugtes Auslesen,
Verändern und Löschen geschützt werden müssten,
seien mit den derzeitigen Sicherheitsmechanismen nicht zu
erfüllen. Ebenso kritisierte Jörg Hilbans, der Vertreter
der Deutschen Vereinigung für Datenschutz, die
"Sinnhaftigkeit", biometrische Daten in Pässe aufzunehmen,
bleibe "bis heute fragwürdig". Der Präsident des
Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, teilte diese
Befürchtungen nicht. Er verwies vielmehr darauf, dass die
missbräuchliche Benutzung von Identitätsdokumenten durch
Unberechtigte ein erhebliches Problem darstelle, dem durch die
Einführung elektronischer Reisepässe begegnet werden
könne. Auch der vieldiskutierte Online-Abruf von
Lichtbilddaten könne Ermittlungen beschleunigen. Die Argumente
gegen die Pläne der Regierung bezeichnete Ziercke als
"realitätsferne Versuchsanordnungen", die in der
Bevölkerung Ängste schüren sollten.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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