Berlin: (hib/AW) Die Fraktionen der
CDU/CSU, der SPD, der FDP und von Bündnis 90/ Die Grünen
wollen die Kulturwirtschaft in Deutschland stärken. Der
Bundestag berät in seiner heutigen Sitzung über vier
entsprechende Anträge. Alle vier Fraktionen betonen den hohen
Stellenwert, den die Kultur inzwischen auch für das
Wirtschaftsleben habe. Der Kultursektor erwirtschafte derzeit einen
jährlichen Umsatz von rund 82 Milliarden Euro und biete circa
815.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Die Regierungsfraktionen
fordern in ihrem gemeinsamen Antrag (
16/5110) die Bundesregierung auf, die
Kulturwirtschaft als eigenständigen Wirtschafts-, Standort-
und Tourismusfaktor anzuerkennen und in ihrer Entwicklung zu
unterstützen. In Zusammenarbeit mit den Bundesländern
solle sie in regelmäßigen Abständen einen
Kulturwirtschaftsbericht erstellen. Dieser Bericht soll alle
kulturwirtschaftlichen Initiativen, deren wirtschaftliche
Ergebnisse und Potenziale erfassen. Union und Sozialdemokraten
wollen zudem erreichen, dass bei allen Gesetzgebungsverfahren in
den Bereichen Urheberrecht, Sozialgesetzgebung, Medienordnung und
dem Steuer- und Wirtschaftsrecht günstige Rahmenbedingungen
für die Kulturwirtschaft geschaffen werden. Außerdem
müssten bestehende Existenzgründerprogramme und
Beratungsangebote auf die speziellen kulturwirtschaftlichen
Anforderungen ausgerichtet werden sowie spezifische
Finanzierungsmöglichkeiten für kulturwirtschaftliche
Unternehmen, etwa über die Kreditanstalt für Wiederaufbau
(KfW), geschaffen werden. In einem zweiten Antrag (
16/5111) fordern CDU/CSU und SPD eine gezielte
Förderung der populären Musik in Deutschland. Derzeit
konzentriere sich die Förderung durch den Bund vor allem auf
die klassische Musik, mehr als 80 Prozent der Haushaltsmittel des
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
flössen in diesen Sektor. Da aber gerade Rock-, Pop- und
Jazzmusik nach Meinung der Antragsteller einen bedeutenden Beitrag
zum kulturellen Leben leisten, müsse die Förderung durch
die Bundesregierung eine einheitliche Struktur erhalten und die
Kooperation zwischen Institutionen wie dem Deutschen Musikrat, dem
Goethe-Institut, der Deutschen Welle, der Kulturstiftung des Bundes
und der Deutschen Zentrale für Tourismus ausgebaut werden. Die
FDP-Fraktion fordert die Bundesregierung auf (
16/5101), sich im Rahmen der deutschen
EU-Ratspräsidentschaft innerhalb der EU-Kommission für
eine effektivere Förderung aller Branchen der Kulturwirtschaft
einzusetzen. Die bisherige einseitige Konzentration auf den
audiovisuellen Sektor sei nicht sachgerecht. Auf Bundesebene wollen
die Liberalen die Einrichtung eines Querschnittsreferates
Kulturwirtschaft erreichen. Dies könne fachübergreifend
optimale Bedingungen für diesen Wirtschaftsbereich gestalten.
Zudem fordern die Antragsteller die Einführung von innovativen
Finanzierungsinstrumenten, etwa Mini-Kredite oder Venture Capital
Fonds nach englischem Vorbild, für die Kulturwirtschaft. Dies
sei erforderlich, da die Ertragskraft der deutschen
Kulturwirtschaft unter dem EU-Durchschnitt liege und seit dem Jahr
2002 um circa zehn Prozent gesunken sei. Auch die Fraktion von
Bündnis 90/Die Grünen (
16/5104) setzt sich für die Schaffung
eines Querschnittsreferates Kulturwirtschaft ein und will dies im
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ansiedeln.
Ebenso wie die Regierungsfraktionen fordern die Grünen einen
Kulturwirtschaftsbericht. Dieser solle nach dem Vorbild anderer
europäischer Länder die Wachstumsbranchen Software- und
Computerspiele-Entwicklung einbeziehen. Zudem müsse der
kulturwirtschaftliche Sektor durch konkrete Fördermaßen
etwa für Messen, Existenzgründer und Ateliers
unterstützt werden. Gemeinsam mit den Ländern solle ein
Aktionsplan "Kulturwirtschaft" erarbeitet werden, der insbesondere
die Situation von Klein- und Kleinstunternehmen
berücksichtige.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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