Anlässlich der Präsentation
eines Modellversuchs zur Modernisierung des Petitionsrechts am
Mittwoch, 31. August 2005, führte der Vorsitzende des
Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages, Dr. Karlheinz
Guttmacher, aus:
"Noch vor der Sommerpause hat der Petitionsausschuss die
Einführung eines Modellversuchs zur Mitzeichnung von
Petitionen im Internet beschlossen. Im Einverständnis mit
Petentinnen und Petenten können künftig Petitionen von
allgemeinem Interesse im Internet veröffentlicht werden.
Dritten wird die Möglichkeit eröffnet, diese Petitionen
zu unterstützen oder anderweitig zu kommentieren. Jede dieser
Petitionen wird somit ein eigenes Diskussionsforum im Internet
haben.
Die ursprüngliche Idee hierzu stammt aus Schottland.
Mitglieder des Petitionsausschusses hatten bei einem
Informationsbesuch in Edinburgh das dortige System kennengelernt.
Sie waren davon so angetan, dass unser Ausschuss nach Wegen suchte,
sich die schottischen Erfahrungen nutzbar zu machen. Das System der
öffentlichen Petition ist beim Schottischen Parlament mit
Unterstützung durch die Napier-Universität Edinburgh
erfolgreich im Einsatz. Ich freue mich deshalb als besondere
Gäste den Sekretär des Petitionsausschusses beim
schottischen Parlament, Dr. Jim Johnston, sowie Frau Prof. Ann
Macintosh von der Napier-Universität begrüßen zu
dürfen. Beide können über ihre Erfahrungen berichten
und stehen Ihnen für Fragen zur Verfügung.
In enger Zusammenarbeit mit unseren Freunden in Edinburgh ist auf
der Grundlage des schottischen Modells unsere "Öffentliche
Petition" entwickelt worden. Wir beabsichtigen diese Erweiterung
unseres Petitionswesens mit einem zunächst auf zwei Jahre
festgelegten Modellversuch zu erproben. Das Internet-Angebot des
Deutschen Bundestages wird damit um die Rubrik "Öffentliche
Petition" erweitert. Im Gegensatz zu anderen Internet-Foren
münden die Ergebnisse hier unmittelbar in die praktische
parlamentarische Arbeit ein.
Denn dreierlei wollen wir erreichen:
- Zum einen wollen wir den Bürgern über das Internet
einen erweiterten Zugang zum Bundestag eröffnen.
- Zum anderen wollen wir ein öffentliches Diskussionsforum
im parlamentarischen Raum einrichten, bei dem der Bürger
selber die Themen vorgibt.
- Zum dritten schließlich möchten wir - die Mitglieder
des Petitionsausschusses - die im Diskussionsforum abgegebenen
Kommentare und unterschiedlichen Sichtweisen zu einer Petition -
seien sie pro oder kontra - auch gerne kennen lernen. Wir wollen
uns mit ihnen auseinandersetzen. In die parlamentarische Beratung
der Petition könnte somit ein breiter Erfahrungshorizont
aktiver Bürger einbezogen werden. Ich sehe hierin durchaus
einen Mehrwert für uns Abgeordnete.
Damit zur zweiten Neuerung:
Ebenfalls ab morgen wird es möglich sein, Petitionen online
über das Internet einzureichen. Wir verzichten in diesem Fall
auf die sonst notwendige Unterschrift, wenn für die Petition
ein speziell von uns eingestelltes Web-Formular verwendet
wird.
Der Petitionsausschuss stellt sich damit den Herausforderungen der
neuen Medien und überlässt auf dem Gebiet der
Kommunikation das Terrain nicht nur den
e-Government-Aktivitäten der Bundesregierung, sondern geht
beim Einstieg in das Zeitalter des e-Parlaments dem Bundestag
voran.
Ich bin mir sicher, dass diese Neuerungen - auch wenn es
möglicherweise einer gewissen Anlaufzeit bedarf - auch in der
Bevölkerung eine gute Resonanz erfahren werden. Die
Eingabezahlen des ersten Halbjahres 2005 zeigen uns, dass wir als
direkte Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger
sehr gefragt sind und das in uns gesetzte Vertrauen dadurch
erwidern, dass wir das Petitionsrecht noch bürgerfreundlicher
gestalten, indem wir den Zugang zum Petitionsausschuss noch
einfacher machen."