Bei seinem gestrigen Treffen mit dem Präsidenten des europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, mahnte Bundestagspräsident Norbert Lammert eine Reform des Sprachenregimes in der Europäischen Union an: „Die Übersetzung aller Verhandlungen und Dokumente in alle 23 Amtssprachen der 27 Mitgliedsstaaten hat die Grenze der Handhabbarkeit längst überschritten. Die EU muss sich ernsthaft mit ihrem Sprachenregime befassen und nach Lösungen suchen – ich kann mir da eine ganze Reihe von Varianten vorstellen.“ Lammert appellierte an seinen Gast, seinen bereits dem vormaligen Kommissar für Mehrsprachigkeit, Leonard Orban, unterbreiteten Vorschlag zu unterstützen, eine Arbeitsgruppe auf europäischer Ebene einzurichten, die dieses Thema angehen könne. Buzek zeigte dagegen Zweifel, ob es gelingen werde, das Grundprinzip der Vielsprachigkeit innerhalb der EU anzutasten, sagte jedoch zu, man werde über einen Rahmen für eine ernsthafte Debatte über die Sprachenproblematik nachdenken.
Zum Lissabon-Vertrag und der Ablehnung des Swift-Abkommens durch das EU-Parlament sagte Lammert: „Dieses Beispiel zeigt die wesentliche Stärkung auch des Europäischen Parlaments; Lissabon ist sicher nicht der letzte Vertrag, sicher aber der entscheidende Vertrag zur Parlamentarisierung Europas.“