Bildung und Forschung. Für mehr Akzeptanz der neu eingeführten Bachelor- und Master-Studiengänge auf dem Arbeitsmarkt und bei den Studierenden haben Sachverständige bei einer öffentlichen Anhörung des Bildungsausschusses am 3. Mai geworben. Das Gremium befasste sich mit dem so genannten Bologna-Prozess zur Schaffung eines einheitlichen und zugleich durchlässigen europäischen Hochschulraums bis 2010. Damit gehen der zweistufige Studienaufbau mit den Graden "Bachelor" und "Master" sowie die Modularisierung des Lehrangebots einher. Im Rahmen des Bologna-Prozesses sollen die Leistungen der Studierenden in den einzelnen Modulen nach dem European Credit Transfer System (ECTS) bewertet werden. Durch die Vergleichbarkeit der Leistungen soll die Mobilität der Studierenden zwischen den Hochschulen im In- und Ausland erleichtert werden.
"Wir müssen den Arbeitsmarkt vom Bachelor überzeugen, sonst ist die Reform gescheitert", sagte Professor Hans-Ulrich Küpper, Leiter des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und -planung. Auch für Stefanie Schwarz-Hahn von der Universität Kassel ist die Akzeptanz des neuen Systems von entscheidender Bedeutung: "Wenn die Abschlüsse auf dem Arbeitsmarkt akzeptiert werden, dann werden sie auch von den Schülern und Studenten angenommen." Die Verunsicherung über Arbeitsmarktchancen und über die Frage, ob die Studienreform von Dauer sein wird, führe nach Meinung von Achim Hopbach von der Hochschulrektorenkonferenz in Bonn oft zu Akzeptanzproblemen. Dazu trügen auch die noch fehlenden Erfahrungen aus dem Arbeitsmarkt und die zunächst zurückhaltenden Signale aus der Wirtschaft bei. Für Gerd Köhler, Mitglied des Vorstandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft aus Frankfurt/
Main, ist die Frage der Akzeptanz auch mit der klaren Definition der Abschlüsse verbunden. Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen Studierenden beobachtete Professor Peter Pirsch, Vorsitzender des Vereins Deutscher Ingenieure-Bereiches Ingenieuraus- und -weiterbildung. So hätten Ausländer weniger
Probleme mit dem Bachelor-Abschluss. Nötig sei daher, "klare Signale" für die deutschen Studenten zu setzen.
Aus der Sicht von Dorlies Last, Bundesvorsitzende des Ringes Christlich-Demokratischer Studenten, können die meisten Studenten mit dem Begriff "Bologna" nicht viel anfangen. Sie hätten von den neuen Abschlüssen zwar schon gehört, "aber nur die wenigsten können die Hintergründe konkret benennen". Dies resultiere in erster Linie aus dem geringen Kenntnisstand der Studenten von den Zielen und Entwicklungen des Bologna-Prozesses. Für Hopbach schreitet die Umstellung auf das zweistufige System von Studienabschlüssen hingegen in wachsender Geschwindigkeit voran. Sie machten bereits insgesamt knapp ein Fünftel des Studienangebots an deutschen Hochschulen aus. Dieser Anteil habe sich damit binnen Jahresfrist nahezu verdoppelt. Professor Hans Rainer Friedrich (Bonn) plädierte dagegen für eine schnellere Verwirklichung der Bologna-Vorgaben: "Wir müssen beim Tempo der Umsetzung zulegen."
Eine Überfrachtung des Bologna-Prozesses mit zusätzlichen internen Reformen in den einzelnen Ländern beklagte Schwarz-Hahn. Es sei auch nicht gelungen, das ECTS umzusetzen. Es sei zwar "von der Idee her gut, aber nicht realisierbar", so Schwarz-Hahn.
Diskutiert wurden auch die Qualitätssicherung an deutschen Hochschulen, die Anerkennung von Studienabschnitten- und abschlüssen und organisatorische Verfahrensfragen des Bologna-Prozesses. bes