Es wird eng im Bundestag: Zur Bundesversammlung am 23. Mai müssen doppelt so viele Wahlleute dort sitzen wie es sonst Abgeordnete gibt. Hinzu kommen zahlreiche Gäste und Beobachter. Seit einem Jahr bereitet die Bundestagsverwaltung die Wahl des Bundespräsidenten im Reichstagsgebäude vor. Insgesamt sind laut Bundestagssprecher Hans Hotter gut 1.000 Mitarbeiter mit der Wahl beschäftigt - die meisten natürlich nicht ausschließlich.
Ausweise und Stimmzettel sind gedruckt, die Wahlunterlagen verschickt und die Mitarbeiter auf Zwischenfälle vorbereitet. Die Organisation der 12. Bundesversammlung mit ihren 1.205 Wahlleuten ist keine einfache Angelegenheit: Neben den 602 Bundestagsabgeordneten kommen 603 Mitglieder und 69 Ersatzdelegierte aus den Ländern zur Wahl, die mit Unterkunft und diversen Dokumenten zu versorgen sind. Für die Übernachtung der Wahlleute sind Kontingente in fünf Berliner Hotels gebucht worden. Wegweiser stehen bereit, damit auch die unerfahrenen Wahlleute sich zurecht finden.
Eine der schwierigsten Aufgaben steht den Bundestagsmitarbeitern noch bevor: In der Woche vor der Wahl wird der Plenarsaal umgebaut, damit die 1.205 Wahlleute Platz finden. Die Sitzverteilung fällt wegen der Mehrheitsverhältnisse in Bund und Ländern jeweils anders aus. CDU/CSU stellen mit 539 Stimmen die stärkste Gruppe. Insgesamt werden am 23. Mai mehrere Tausend Menschen die Bundespräsidentenwahl im Reichstagsgebäude verfolgen. Neben rund 1.000 Medienvertretern erhalten mehrere hundert Gäste Zutritt zum Reichstag. "Wir können nicht alle Gäste auf den Tribünen platzieren", sagt Hotter. Wer dort keinen Platz bekommt, kann die Wahl per Videoübertragung von anderen Räumen aus beobachten.
Für jeden der bis zu drei Wahlgänge stehen Stimmzettel in unterschiedlichen Farben bereit. Sollte kurzfristig ein neuer Kandidat aufgestellt werden, könnten neue Wahlkarten innerhalb von zehn Minuten gedruckt werden. Am Wahltag tritt die Bundesversammlung nach letzten Besprechungen in den Fraktionen um 12 Uhr im Plenarsaal zusammen. "Alle gehen davon aus, dass der erste Wahlgang nach zweieinhalb Stunden abgeschlossen sein wird", so Hotter. Die Wahl kann sich aber länger hinziehen - wie zuletzt 1994, als Roman Herzog sich erst im dritten Wahlgang gegen Johannes Rau behauptete.