Der Schock über den verheerenden Brand in der Anna-Amalia Bibliothek hat nicht nur die Weimarer tief getroffen. Aus ganz Deutschland sind inzwischen Spendenzusagen für den Wiederaufbau eingetroffen, die bei einem eigens dafür eingerichteten Büro der Stiftung Weimarer Klassik koordiniert werden. Zweistellig ist der Millionenbetrag auf jeden Fall, der benötigt wird, um das zerstörte Obergeschoss des Weltkulturerbes wieder aufzubauen. Von 40 Millionen Euro ist die Rede. "Wir brauchen jetzt keine Beileidsbekundungen mehr, sondern Geld", sagt Hans Hoffmeister. Der Chefredakteur der "Thüringischen Landeszeitung" hat sich sofort in die Spendensammel-Aktion der Stiftung Weimarer Klassik eingebracht.
Er musste nicht lange trommeln, um das Geld für die Balustrade im ersten Geschoss des weltberühmten Rokokosaales zusammenzubekommen. Innerhalb weniger Tage waren 90 Stifter gefunden, die mit Einzelspenden zu je 100 Euro ihren Teil zum Wiederaufbau geleistet haben. "Die 35 Kapitelle für die Pfeiler des Rokokosaales war ich in 24 Stunden los", freut sich der Zeitungsmann. 350 Euro kostet die Wiederherstellung pro Stück. Demnächst sollen Bücherpatenschaften für 500 Euro angeboten werden, damit möglichst viele der etwa 40.000 Bücher restauriert werden können, die durch Flammen oder Löschwasser beschädigt wurden und nun im Leipziger Zentrum für Bucherhaltung lagern. Für den kleinen Geldbeutel will die "Thüringische Landeszeitung" eine Aktion starten, bei der symbolisch für 50 Euro ein Dachziegel für die Bibliothek gestiftet werden kann. 600 Quadratmeter feiner Thüringer Schiefer sollen das Gebäude zieren, wenn es bis 2007 wieder erstanden ist.
Mit spontanen Benefizkonzerten, Straßensammlungen und vielen Einzelinitiativen Weimarer, Erfurter und Jenaer Unternehmen ist innerhalb von knapp 14 Tagen bereits eine halbe Million Euro an Spenden für die Anna Amalia-Bibliothek zusammengekommen. Die Allianz-Versicherung hat einen Betrag von 1,4 Millionen Euro angekündigt, der ADAC 30.000, BMW 13.000 Euro. Aus Liechtenstein trafen 10.000 Franken ein, und auch der J. Paul Getty Trust in Los Angeles will sich engagieren. "Jetzt darf es keinen Hänger geben", meint Hans Hoffmeister, den es gewaltig wurmt, dass noch keine Zusage der großen Fern-sehanstalten für eine Benefizgala vorliegt. Der 265. Geburtstag der Herzogin Anna Amalia am 24. Oktober wäre in seinen Augen ein gutes Datum dafür.
Eine große Anstrengung, ähnlich wie für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, wünschen sich die Initiatoren der Spendenaktionen. Bundespräsident Horst Köhler hat die Schirmherrschaft dafür übernommen. Aufgelegt werden ein Kalender, Uhren und Medaillen, deren Verkaufserlös der Bibliothek zugute kommen sollen. Wie viel die Thüringer Landesregierung zur Instandsetzung beitragen will, gibt sie noch nicht preis. "Einen Teil wird das Land sicherlich beisteuern", sagt Regierungssprecher Uwe Spindeldreier, "aber wir sind auf nennenswerte Privatleistungen angewiesen". Zur Zeit übt sich die Staatskanzlei in diplomatischem Geschick. Kontakte zum japanischen Kaiserhof werden intensiviert; denn Kaiser Hirohito war bei seinem Besuch in Weimar in den 90er-Jahren sehr beeindruckt vom Zentrum der deutschen Klassik.
Spendenkonto: Gesellschaft Anna Amalia-Bibliothek, Konto: 301 040 400, bei der Sparkasse Mittelthüringen, BLZ 820 510 00