Kaffee, Shampoo, Nähmaschinen und Mobiltelefone: In der bunten Konsumwelt gibt es kaum etwas, das die Verbraucherschützer der Stiftung Warentest in den vergangenen vier Jahrzehnten nicht getestet hätten. Das Prädikat "sehr gut", das sie im besten Fall vergeben, dient den Herstellern als werbewirksame Qualitätsgarantie und gibt den Konsumenten das beruhigende Gefühl, ihr Geld nicht für mangelhaften Nepp ausgeben zu haben.
Nur wer von der Stiftung schlechte Noten erhält, zieht das Urteilsvermögen der Verbraucherschutz-Institution in Zweifel: Nachdem die Stiftung Warentest einer Creme der Uschi-Glas-Serie das Prädikat "mangelhaft" verpasst hat, befindet sich die Schauspielerin in einem erbitterten Rechtsstreit mit der Herausgeberin der Magazine "Test" und "Finanztest". Seitdem ist die Stiftung regelmäßig in Boulevardzeitungen und Fernsehmagazinen vertreten. Dass sie es einmal zu derartiger Popularität bringen würde, hatte bei der Gründung der Stiftung Warentest vor vierzig Jahren wohl niemand erwartet.
Die Idee eines unabhängigen Testinstituts entstand in den 50er- und 60er-Jahren. Die Zeit des Wirtschaftswunders sorgte für überquellende Regale und stellte die Verbraucher vor die Qual der Wahl. Dabei war die immer stärker werdende Flut von Werbefilmchen und Magazinreklame kaum hilfreich. Wusch Persil wirklich weißer als andere Waschmittel? Hielten die Miele-Waschmaschinen ein Leben lang? Und hatte Tante Tilly wirklich recht, wenn sie ihre Hände regelmäßig in Palmolive badete? Bereits 1952 hatte der damalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard vergleichende Warentests durch unabhängige Institute gefordert und auch der Ökonom Alfred Müller-Armack sprach sich für die Einführung eines allgemeinen Konsumentenzeichens aus - ein Gütesiegel, das Produkten verliehen werden sollte, deren "Gebrauchsnutzen" objektiv feststehe. Die Vertreter der deutschen Wirtschaft lehnten derartige Vorschläge unterdessen ab. In einer Drucksache verkündete der Bundesverband der deutschen Industrie, die Hersteller unterrichteten "die Verbraucher in ausreichendem Maße durch Prospekte, Anzeigen und sonstige Werbung".
So dauerte es noch ziemlich lange, bis das Projekt einer Warentest-Institution wirklich auf seinen Weg gebracht wurde. In einer Regierungserklärung vom 9. Oktober 1962 stellte Bundeskanzler Konrad Adenauer fest: "Die Bundesregierung hält es für erforderlich, das Preisbewusstsein der Verbraucher zu stärken. Sie wird deshalb die Einflussmöglichkeiten der Verbraucher auf die Preise und das Marktgeschehen verbessern." Deshalb plane man die Einrichtung einer "Körperschaft für neutrale Warenteste".
Bis aus den Planungen Realität wurde, dauerte es zwei Jahre: Im September 1964 beschloss das Kabinett unter Erhard, eine Stiftung Warentest ins Leben zu rufen. Am 4. Dezember 1964 beschloss schließlich der Bundestag - einstimmig - die Gründung der Stiftung. Das privatrechtliche unabhängige Institut, das zunächst ausschließlich aus Bundesmitteln finanziert wurde, sollte laut Satzung das Ziel verfolgen, "die Öffentlichkeit über objektive Merkmale des Nutz- und Gebrauchswerts sowie der Umweltverträglichkeit" von Waren und Dienstleistungen zu informieren. Im April 1966 wurden den Verbrauchern dann auch Ergebnisse präsentiert: In der ersten Ausgabe der Zeitschrift "Test" veröffentlichte die Stiftung Bewertungen von Handrührgeräten und Nähmaschinen. Wurde damals nur ein Gesamteindruck beschrieben, führte die Stiftung Warentest im Oktober 1968 die berühmt-berüchtigten Prädikate von "sehr gut" bis "nicht zufriedenstellend" ein. Mit ihnen bedrucken die Hersteller gern ihre Produkte - wenn denn die Tests positive Ergebnisse erzielt haben.
In den vierzig Jahren hat die Stiftung rund 73.000 Produkte geprüft und bewertet. Sie ist mittlerweile eine Institution: Etwa 96 Prozent der erwachsenen Deutschen kennen die Stiftung; ihre Zeitschrift "Test" ist mit einer Auflage von monatlich 605.000 Exemplaren eines der größten Verbrauchermagazine Europas. Doch auch den Testern unterlaufen hin und wieder Pannen: Nach einem Rechenfehler beim Vergleich von Riester-Rentenversicherungen musste die Stiftung im August 2002 eine komplette Ausgabe ihres Magazins "Finanztest" zurückziehen und einstampfen - der, wie Stiftungsvorstand Werner Brinkmann einräumte, "größte Flop der Stiftung Warentest in ihrer fast vierzigjährigen Geschichte". Der führte dazu, dass die Kontrollmechanismen für die Testergebnisse verstärkt wurden.