Bilder haben die Kraft, Menschen zu packen", sagt Shayveca Kreuger. "Das, was man sieht, bewegt einen oft mehr, als das, was man nur hört", findet sie. Deswegen dreht die 24-Jährige aus Rotterdam Filme: Videos, Kurzfilme, doch am liebsten Dokumentarfilme, denn damit hofft sie ein Stück "Wahrheit zu zeigen". Die Wahrheit etwa über Probleme des Zusammenlebens zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft. Denn die hat Shayveca als Tochter zweier Einwanderer von den Antillen am eigenen Leib erfahren. "Mit meinen Filmen möchte ich zeigen, dass wir aber trotz aller Unterschiede Menschen sind - und die gleichen elementaren Bedürfnisse haben". Essen beispielsweise. Sheyveca filmte Frauen aus den Niederlanden, Syrien, Marokko und von den Antillen beim Zubereiten einer landestypischen Speise und ließ sie dabei von ihrer Heimat erzählen. Entstanden ist so ein Film, der zeigt, wie viel Gefühl und Tradition Menschen mit dem Kochen verbinden, kommen sie auch aus noch so unterschiedlichen Ländern.
Nicht nur Shayveca hat sich in ihrem Film mit kultureller Vielfalt beschäftigt, rund 60 Jugendliche aus zehn europäischen Ländern kamen mit eigenen Filmproduktionen zu diesem Thema zum ersten europäischen Jugendfilmfestival, das - organisiert vom Jungen Europäischen Film Forum (Yeff) und unterstützt von Europäischer Union und verschiedenen Stiftungen - vom 16. bis 23. Oktober in Berlin stattfand. Für eine Woche verwandelte sich das Jugendkulturzentrum "Alte Feuerwache", gleich gegenüber des Springer-Hochhauses, nicht nur in einen Kinosaal, in dem die Werke der Nachwuchsfilmer gezeigt wurden, sondern auch in eine Filmschule. Denn das Festival sollte ein Forum für die 15- bis 30-jährigen Amateure sein: Erstmals den eigenen Film einem größeren Publikum präsentieren, diskutieren und sich mit anderen über Drehbücher und Szenenaufbau austauschen. Außerdem gab es Workshops zu Essayfilm, Musik-Clip und Fernseh-Magazin.
Für viele der jungen Amateure war dieses Treffen in Berlin die erste Chance überhaupt, einmal mit professionellen Regisseuren, Videokünstlern, Cuttern oder Fernsehjournalisten zusammenzuarbeiten. Sie erhoffen sich Anregungen und neue Ideen - oft wünschen sie sich gerade von den Profis, handwerkliche Kniffe zu lernen. Nur drei Tage hatten Sheyveca, Daniel und die sechs anderen in ihrem Kurs Zeit, dann war ihr Film fertig. Sheyveca strahlt: "Es war eine tolle Erfahrung, die mir auch gerade dabei hilft, meinen beruflichen Weg zu finden." Dass der in Richtung Film geht, ist klar.