DOPING
Sportausschuss kritisiert Abschlussbericht von Experten
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich während der Sitzung des Sportausschusses am 23. Januar erneut gegen Rückforderungen an Sportverbände wegen Verstößen gegen Anti-Doping-Auflagen ausgesprochen. "Unsere Ermittlungen ergeben keine hinreichenden Anhaltspunkte für eine Rückforderung", so Schäuble. Sportler, die des Dopings überführt worden seien, seien nicht direkt aus Bundesmitteln gefördert worden. Indirekt hätten sie sicherlich durch Gelder profitiert, die an ihre Verbände geflossen seien. Doch an diese Rückforderungen zu stellen, sei rechtlich schwierig, wie auch der parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Christoph Bergner (CDU), bestätigte.
Anlass der Diskussion war der Abschlussbericht der Projektgruppe "Sonderprüfung Doping", der Ende vergangenen Jahres vorgelegt wurde. Vor allem die Grünen kritisierten die Arbeit der Gruppe. "Es gab keine Realprüfung, ob dopingrelevantes Verhalten stattgefunden hat", sagte der Abgeordnete Winfried Hermann. Außerdem sei es "immer problematisch, wenn eine Verwaltung sich selbst überprüft".
Auch die FDP zweifelte den Wert eines Berichtes an, mit dem "Kontrolleure sich selbst kontrolliert" hätten. Schäuble dagegen betonte die Unabhängigkeit der Gruppe. Er versprach in Zukunft strengere Vergaberegeln. "Der Abschlussbericht liegt vor, aber die Umsetzung der Forderungen ist noch nicht abgeschlossen." Ein Musterregelwerk für Verbände, das die Vorgaben des nationalen Anti-Doping-Kodex umsetze, halte er für sinnvoll. Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, bestätigte, dass die Verbände im Umgang mit dem Kodex noch sehr unsicher seien. Er kündigte einen Antidoping-Bericht des deutschen Sports zum 31. März jedes Jahres an, damit das Bundesinnenministerium zusammen mit dem DOSB gegebenenfalls Konsequenzen ziehen könnten. "Wir sollten in Zukunft auch darauf achten, dass wir nicht noch mehr Bürokratie hervorrufen", gab CDU-Obmann Klaus Riegert zu bedenken. Ein Musterregelwerk sei aber sicherlich eine gute Maßnahme. Mehrere Redner kritisierten, der Abschlussbericht bagatellisiere die Vorfälle und entschärfe den Zwischenbericht, in dem Namen von Verbänden, in denen gedopt wurde, genannt worden seien. Der Ausschussvorsitzende Peter Danckert (SPD) kommentierte die Feststellung der Arbeitsgruppe, im Bund Deutscher Radfahrer sei eine größere Zahl möglicher Dopingmittel gekauft worden, mit der Forderung an das Innenministerium, einen Prozess gegen den BDR anzustrengen, wenn dieser kein Geld zurückerstatte. "Wir brauchen Rechtssicherheit", so Danckert.